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Streit um den Lichtgipfel

■ Für den Stromausfall beim EU-Gipfel schieben sich Bewag und Bundespresseamt jetzt gegenseitig den Schwarzen Peter zu

Zwei Stunden lang saßen 3.000 internationale Journalisten, die Licht ins Dunkel des EU-Gipfels bringen sollten, selbst im Dunkeln. Um 16.41 Uhr am Mittwoch nachmittag ging im Pressezentrum des EU-Gipfels mitten in Berlinnichts mehr. Der Stromausfall infolge eines Kurzschlusses sorgte für schwarze Bildschirme, ausgefallene Nachrichtenbeiträge, eine Renaissance mechanischer Schreibmaschinen und für jede Menge Ärger. „Die Presse drosch auf uns ein, daß wir immer kleiner wurden“, so der Pressesprecher des Bundespresseamtes, Wolfgang Wickert. „Ich war zum Teil erschrocken über die Reaktionen“, so Wickert weiter, „hinterher dachte ich, es fehlte wenig und ich hätte eins auf die Nase bekommen.“ Besonders Korrespondenten aus Bonn und Brüssel seien ungehalten gewesen. „Die waren so emotional, daß es irgendwann besser war, gar nichts mehr zu sagen“, beschreibt er den Neben-Gipfel. „Das war ein Wahnsinnsreinfall für uns.“ Erst um 19 Uhr war die Welt im Pressezentrum wieder in Ordnung.

Und gestern schoben sich das Bundespresseamt als Veranstalter und die Bewag gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Nach Angaben des Bewag-Sprechers Siegfried Knopf habe es seitens des Veranstalters „keine eingehenden Informationen im Vorfeld“ gegeben. Es seien zwar Schaltungen als zusätzliche Sicherheit eingerichtet worden, aber man habe nicht einmal gewußt, daß es sich um ein Pressezentrum handele. Bei vergleichbaren Fällen, beispielsweise bei der Wahl des Bundespräsidenten, gebe es entsprechende Gespräche im Vorfeld, um zu verhindern, daß ein Fehler zu einem Stromausfall führen kann. „Aber wir wurden nicht gefragt, was man bei eventuell auftretenden Komplikationen machen kann“, so Knopf weiter. Es habe im Vorfeld lediglich einen Kontakt „auf unterer Sachbearbeiterebene“ gegeben. „Das ist nicht die Ebene, auf der entschieden wird, was über das normale Maß hinaus getan wird.“ Deshalb die Kritik der Bewag: „Bei Veranstaltungen dieser Brisanz hätten eingehendere Informationen erfolgen müssen.“

Der Sprecher des Bundespresseamtes weist diese Kritik zurück. „Meine Leute sind empört über die Bewag-Aussagen“, sagte Wickert gestern. Einen Tag vor Beginn des EU-Gipfels habe es einen Vor-OrtTermin mit einem Bewag-Ingenieur gegeben, der gesagt habe, daß man keine Notstromaggregate aufstellen könne. Auf die Frage, welche Vorkehrungen dann für einen Notfall getroffen wurden, antwortete Wickert: „Wir ließen es dabei bewenden.“ Wickert ergänzte, daß die Firma, die mit der technischen Aufbereitung betraut war, „stinksauer“ sei und ihm Druck mache, Pressemitteilungen rauszuschicken. Doch statt dessen übte sich der Pressesprecher in Beschwichtigung: „Das kann doch mal passieren“, warb er für Verständnis. „Viele Leute glauben nicht, daß auch wir Beamte nur Menschen sind“, rang er um Erbarmen. Bewag-Sprecher Knopf wiederum widersprach den Angaben des Bundespresseamtes: „Wir haben gar keine Notstromaggregate.“

Nach Bewag-Angaben ist es wahrscheinlich, daß Materialermüdung eines Kabels den Stromausfall ausgelöst hat. Doch erst wenn das defekte Kabel ausgegraben sei, wisse man Genaueres. Unterdessen steht eins mit Sicherheit fest: Der EU-Gipfel wird als Lichtgipfel in die Geschichte eingehen. B.Bollwahn de Paez Casanova

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