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Chinas KP soll umdenken

■ Exfunktionär fordert Chinas Regierung zur Neubewertung der Proteste von 1989 auf

Peking (AP) – Der einzige im Zusammenhang mit der Niederschlagung der Studentenproteste 1989 inhaftierte chinesische Parteifunktionär hat die Regierung zum Umdenken aufgefordert. Es sei ein Fehler gewesen, das Militär gegen die unbewaffneten Demonstranten auf dem Platz des Himmlischen Friedens einzusetzen, erklärte der unter Hausarrest stehende Bao Tong in einem gestern veröffentlichten Brief, der an Präsident Jiang Zemin und Premierminister Zhu Rongji gerichtet war.

Der Brief war in sehr respektvollem Ton gehalten. Bao erinnerte die Politiker daran, daß auch sie als junge Revolutionäre demonstriert hätten. Dieses Erbe hätten die Studenten weitergetragen. „Ihre Worte und Handlungen waren so zivilisiert und selbstbeherrscht wie unsere“, schrieb Bao. Er fügte hinzu: „Die ältere Generation der Revolutionäre machte schwere Fehler. Warum kann unsere Jugend nicht kleinere Fehler machen? Es waren ungeduldige junge Menschen mit einem Sinn für Gerechtigkeit, und sie sprachen für das Land und die Menschen.“

Bao war Mitarbeiter von Generalsekretär Zhao Ziyang und wurde offenbar deshalb festgenommen und später aus der Partei ausgeschlossen, weil er das Vorhaben, die Proteste blutig zu unterdrücken, öffentlich machte. Er war fast acht Jahre im Gefängnis, bevor er 1997 unter Hausarrest gestellt wurde.

Wie das Hongkonger Informationszentrum für Menschenrechte und Demokratiebewegung in China gestern mitteilte, wurde der Bürgerrechtler und Expolizist Guo Shaokun am Mittwoch zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Er hatte im Januar in einem Brief an den Volkskongreß früheren Kollegen Mißhandlungen von Bauern vorgeworfen, die gegen hohe Steuern protestiert hatten.

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