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Davis light der A-Klasse

■ Das Duo „Tab Two“ spielte im Moments seine sehr gute und abwechslungsreiche Mischung aus Jazz, Hip-Hop und High tech

Wenn es in Deutschand eine Formation gibt, die sich (jenseits von Klaus Doldinger) aus Jazzmusik eine beachtliche Karriere gebastelt hat, dann ist dies eindeutig „Tab Two“. Nicht umsonst geben Hellmut Hattler (E-Baß) und Joo Kraus (Trompete) in ihrem Pressematerial mit „Kompositionen für Mercedes Benz (E + A Klasse)“ sowie „Kooperationen mit McKinsey, Simens-Nixdorf + C&A“ an. Informationen, die ihren hip-Faktor eigentlich steil nach unten fallen lassen müßten, aber merkwürdigerweise genau zu ihrer smarten Stilmelange und Selbstinszenierung passen. Mit Nebelmaschine und flimmernder Lightshow machten die beiden gleich vom ersten Moment an klar, daß ihr Auftritt eher ein Event als ein Konzert war.

Fast schon zu bemüht, um wirklich cool zu sein, kreieren da zwei Musiker auf der Bühne Soundgebilde, bei denen man oft nicht mehr wissen konnte, was life gespielt wurde und was vom Band kam. Angefangen haben die beiden 1991 als Epigonen von Miles Davis. Kraus klingt auf der gestopften Trompete immer noch wie Davis-light, und die sehr auf den Rhythmus konzentrierte, irgendwo zwischen Funk und Melancholie anzusiedelnde Spielweise ist offensichtlich vom späten Miles abgekupftert. Mit den Jahren kamen jeweils zeitgemäße Einflüsse wie Trip-Hop und Drum'n Bass dazu, und beide Musiker sind auf ihren Instrumenten so versiert, daß die Kopien nie billig wirken. Sie samplen halt, wie inzwischen fast jederman.

Überraschend fiel bei dem Konzert am Freitag abend im Moments auf, daß Kraus sich ein neues Vorbild gesucht hat. Herb Alpert ist zwar längst nicht so en vogue wie Davis, aber sein Ton und seine schwebende Phrasierung eignen sich perfekt für die modisch, gefällige Musik von Tab Two, und so klang die Trompete von Kraus zwar auf der Oberfläche so modern wie es nur geht, aber dahinter konnte man man immer den easy-listening Bläser aus den 70ern ahnen. Bassist Helmut Hattler sorgte währenddessen für die soliden, schwarzen Grooves. Der ehemalige Bassist von Kraan ist merkwürdigerweise ein bescheiden agierender Sideman geblieben, der sich kaum mit Soli in den Vordergrund spielte und auch nicht der Versuchung unterlang, mit vielen verschiedenen Instrumenten, Computern und Keyboards auf der Bühne den großen Hexenmeister zu mimen. Die Special-Effects kamen aus dem Dunkel der Bühne, nur Kraus bließ einmal auf einem elektronischen Instrument mit Mundstück, das sich wie ein sterilisiertes Saxophon anhörte.

Die größte Leistung von Hassler/Kraus liegt sicher darin, bewiesen zu haben, daß ein Duo Trompete/Baß durchaus abendfüllend spielen kann. Ihr etwa 70 Minuten langer Set war so geschickt aufgebaut und inszeniert, daß die beiden sich nie zu wiederholen schienen. Wenn die eingespielten Samples dann doch zu nerven drohten, improvisierten die beiden ein paar Minuten lang ohne akustische Rückverstärkung. Und auch an ihren Instrumenten sind beide so vielseitig, daß man immer gespannt auf die nächste musikalische Finte blieb. Schließlich kam mit der Sängerin Sandie Wollasch für einige Songs doch noch eine dritte Person auf die Bühne. Frau Wollasch klang wie eine von diesen immer etwas müden Trip-hop-Sängerinnen, die in Großbritannien gerade groß in Mode sind. Auch dies also ein sehr geschickter stilistischer Schachzug, ganz im hier und jetzt der Szene. „Tab Two“ sind zu Recht so erfolgreich – Benz und Siemens können sich nicht irren!

Wilfried Hippen

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