■ Proteste gegen den Krieg im Kosovo
: Grüne fordern einen Sonderparteitag

In Deutschland haben Zehntausende Serben am Samstag gegen die Nato-Angriffe demonstriert. Etwa 3.500 Serben zogen durch Stuttgart und riefen antiamerikanische Parolen. Auf Plakaten wurde US-Präsident Clinton als Mörder bezeichnet, auf Bannern hieß es: „Kosovo war und bleibt serbisch“. Rund 1.500 Serben demonstrierten fast fünf Stunden lang in Nürnberg. Ein Redner rief: „Auch wenn wir weit weg sind, treffen uns die Bomben doch ins Herz.“

***

In Italien gingen mehr als 20.000 Menschen in mehreren Städten auf die Straße. Der größte Protestzug formierte sich in Mailand, wo Studentenorganisationen zu einer Kundgebung aufgerufen hatten. Die jungen Leute skandierten Anti-Kriegs-Parolen aus den 60er Jahren wie „Yankee go home“ und zogen vor das US- Konsulat. In Rom kam es zu kleineren Ausschreitungen. Demonstranten warfen Flaschen, die Polizei setzte Tränengas ein. In Athen zogen zwischen 15.000 und 20.000 Menschen durch die Innenstadt zur schwerbewachten US-Botschaft. In Sprechchören wurde US-Präsident Clinton als Faschist und Mörder bezeichnet. Auch in London und Oslo protestierten Serben, ebenso in osteuropäischen Hauptstädten wie Sofia, Bukarest und Prag. Auch in Australien wurde demonstriert.

***

Auch bei den Grünen wachsen die Einwände gegen die Nato- Angriffe. Berliner Grüne forderten am Wochenende die sofortige Einberufung eines Sonderparteitages. Eine Grünen-Versammlung in Brandenburg wurde vom massiven Streit um eine Resolution zum Nato-Einsatz bestimmt. Darin heißt es, daß die Bundesregierung internationale Konventionen mißachte und dazu beitrage, die UNO zu schwächen. Die Grünen in Rheinland-Pfalz forderten die Fortführung der Bemühungen um eine politische Lösung des Kosovo-Konflikts

***

Die Kampfjetpiloten der Bundeswehr fordern mehr Geld sowie mehr Übungsflüge. Nach Angaben ihres Bundesvorsitzenden Dirk Heinzmann ist die Besoldung mit 4.000 Mark netto zu niedrig. Zudem forderte er 30 zusätzliche Stunden für Übungsflüge im Jahr. Bislang absolvierten die Bundeswehrpiloten 150 Stunden, alliierte Soldaten dagegen 240 bis 300.

***

Angehörige von in Makedonien stationierten deutschen Soldaten fühlen sich von der Bundeswehr unzureichend informiert. Eine Frau aus Sachsen sagte, sie habe den Eindruck, ihr Sohn sei bei Telefonaten unter Druck. Sie wollte am Sonntag abend gemeinsam mit anderen Müttern in der Talkshow von Sabine Christiansen auftreten. Die Erfurterin Ilona Rothe, die einen Friedensappell veröffentlicht hatte, erwägt, gemeinsam mit anderen Frauen nach Makedonien zu fahren und zudem um ein Gespräch beim serbischen Präsidenten Slobodan Milośevič zu bitten.