: Zu Fuß durch den Bannkreis der Regierung
■ Die gewandelte Hauptstadt steht im Mittelpunkt neuer Stadtführungen, die am Osterwochenende beginnen. Sie bieten für Alteingesessene und Neuberliner interessante Blicke hinter die Kulissen
Interna aus dem neuen Hauptstadtstudio der ARD gefällig? „Wegen der Bauweise haben Mitarbeiter schon von einem Knast gesprochen.“ Karsten Feucht weiß, wie er sein Publikum, die Zuhörer des Stadtspaziergangs, zum Schmunzeln bringt. Zugegeben, von außen betrachtet sieht das Gebäude an der Spree, die Reichstagskuppel in Blicknähe, nicht gerade besonders einladend aus. Kleine Fensterfronten zwischen mittelbraunem Putz. Doch hineinschauen werden die Journalisten bei dieser Stadtführung des Vereins „StattReisen“ nicht können. Bei der Vorstellung des neuen Jahresprogramms von StattReisen endet der Spaziergang „Öffentlich! – Medien in der Stadt“ vor der Eingangstür. Diesmal.
Bei der öffentlichen Premiere am 5. April wird das anders sein. Dann startet der Rundgang am U-Bahnhof Spittelmarkt und zeigt dem Besucher die wichtigsten Medienstandorte der Hauptstadt. Der Weg führt vorbei am ehemaligen Ministerium des Nazipropagandisten Joseph Goebbels bis hin zu den Verlagen und Sendern, die heute die Pressefreiheit hochhalten: der Springer-Presse mit ihrem Verlagshaus an der ehemaligen Mauer, der taz (natürlich) oder dem Nachrichtensender n-tv in der Taubenstraße. Und auch ein Blick ins Foyer des ARD-Hauptstadtstudios wird dann erlaubt sein.
StattReisen ist einer von zahlreichen Anbietern in Berlin, die sich auf geführte Spaziergänge spezialisiert haben. Das erspart nicht nur den distanzierten Blick durch das getönte Glas vollklimatisierter Reisebusse. „Entscheidend ist, daß wir Spezialisten für fast alle Gebiete, von Architektur und Stadtentwicklung bis hin zu Literatur, haben“, erklärt Jörg Zintgraf, Mitarbeiter bei StattReisen. So sind Karsten Feucht und Paul Gronert, die den Medienrundgang präsentierten, studierte Architekten und arbeiten sonst als Journalist beziehungsweise und Raumentwickler. Touristen und Berliner bekommen daher für 15 Mark während zwei Stunden statt eines Schwalls dröger Fakten hintergründige Kommentare, die man im Polyglott und Baedecker vergebens sucht.
Für Bonner oder Berliner, jedenfalls solche, die Hauptstädter sein oder werden wollen, neu ins Programm genommen wurde auch eine Führung durch das neue Zentrum der Macht. „Im Bannkreis der Regierung“ wird erstmals am Ostersonntag vorgeführt, welche Barrieren demnächst die derzeit noch vorherrschenden Bauzäune ersetzen werden. Ilja Weitzel
Infos unter Tel: 030 / 455 30 28
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