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Ganz langsam wächst die Zahl der demonstrierenden Ostermarschierer in Deutschland wieder an

Berlin (dpa/AP) – Höhepunkt der diesjährigen Ostermarschbewegung war der Demonstrationszug gestern in Berlin. Zehntausend Menschen versammelten sich unter dem Motto „Keine Kriegspolitik“. Der Zug wurde angeführt von einem Block serbischer Demonstranten, die unter anderem „Es lebe Serbien“ skandierten. Zudem trugen sie ein Plakat, auf dem Bundeskanzler Schröder mit Hitler verglichen wurde.

Bundesweit dagegen war der Zulauf am gesamten Osterwochenende nicht überwältigend, dennoch zeigten sich die Veranstalter zufrieden: Vier- bis fünfmal so viele Kriegsgegner wie in den vergangenen Jahren beteiligten sich an den Märschen in Frankfurt/ Main, Hamburg und Nürnberg. Bei den meisten Veranstaltungen bewegten sich die Teilnehmerzahlen im Hunderterrahmen.

Christliche Basisgruppen, Schüler und örtliche Friedensinitiativen hatten Aktionen in mehr als 60 Städten organisiert. In Straßburg gab es erstmals einen deutsch-französischen Friedensmarsch. Mehrere tausend Teilnehmer aus europäischen Ländern verurteilten vor dem Europaparlament die Nato-Luftangriffe.

Im brandenburgischen Fretzdorf kamen 4.000 Menschen zusammen, allerdings nicht in erster Linie wegen des Kosovo-Krieges. Sie demonstrierten gegen die militärische Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide durch die Bundeswehr. Zudem forderten sie das sofortige Ende der Nato-Luftangriffe gegen Jugoslawien. Sachbeschädigung stellte die Polizei in Perleberg fest. Einen Ostermarsch durch den teilweise militärisch genutzten Zeitzer Forst in Sachsen- Anhalt löste die Polizei am Karfreitag auf. Der Oberbürgermeister Dieter Kmietczyk wurde bis zum Abend in Gewahrsam genommen. Weitere 50 Demonstranten müssen mit Anzeigen rechnen, weil sie laut Polizei die Demonstrationsroute verlassen hatten.

Bei den Protesten forderten die Ostermarschierer von der Bundesregierung, sich sofort für eine politische Lösung im Kosovo- Konflikt einzusetzen und die „verfassungs- und völkerrechtswidrige Beteiligung der Bundeswehr an den Nato-Einsätzen“ zu beenden. Ein Ende des Krieges sei allerdings nur möglich, wenn sowohl die Interessen Jugoslawiens als auch die der Kosovo-Albaner berücksichtigt würden, hieß es aus dem Frankfurter Büro.

Die Veranstalter kündigten für die nächsten Tage weitere Aktionen an. Die Ostermärsche seien der Auftakt für eine umfassende Informations- und Aufklärungskampagne der Friedensbewegung. Aus der „Meinungsmehrheit gegen den Krieg“ müsse eine Mehrheit „für die Durchsetzung einer Politik des Friedens“ werden, sagten die Pazifisten.

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