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American PieStolz ist nur ein Wort

■ Der Profisport in Washington D.C. gibt in diesen Tagen ein Bild des Jammers ab

Drove my chevy to the levy but the levy was dry

„Elend sucht Gesellschaft“, sagte weise Ron Wilson, nachdem sein desolates Eishockeyteam die Hoffnungen der Leidensgenossen von den Florida Panthers gerade durch einen unverhofften Sieg gen null gedrückt hatte. Der Coach der Washington Capitals ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie recht er mit seiner Aussage hatte. Am Montag ereilte das Elend auch Bernie Bickerstaff, Trainer des Basketballklubs der sportlich maroden Hauptstadt, der von den Wizards gefeuert wurde. Die Play-offs der Basketball-Liga NBA werden wohl ohne ein Team aus Washington vonstatten gehen, ebenso wie die der Eishockeyliga NHL und im letzten Winter auch die der Football-Liga NFL, wo die örtlichen Redskins einen der miserabelsten Saisonstarts der Geschichte hinlegten. Und hätte Washington D.C. ein Baseballteam, nun, man kann sich denken, welche Chancen es sich für die soeben begonnene Saison ausrechnen könnte.

Dabei hatte es in den letzten Jahren gar nicht so schlecht ausgesehen, zumindest was die Wizards und die Eishockeycracks um Keeper Olaf Kölzig anbelangte. Letztere hatten im vergangenen Jahr sogar das Stanley-Cup-Finale erreicht, wo sie den Detroit Red Wings unterlagen. Während die Titelverteidiger aber trotz einiger Probleme weiterhin zu den stärksten Mannschaften der NHL gehören, stellten die Capitals unter Beweis, daß sie genau das sind, als was sie viele sahen: ein „One-Year-Wonder“. Zur Zeit liegt Washington auf dem drittletzten Rang der Eastern Conference, die erstaunlicherweise von den Ottawa Senators angeführt wird. „Ich glaube nicht, daß wir noch Hoffnung haben“, schätzt Capitals-Stürmer Adam Oates die Lage realistisch ein, „aber Stolz ist ein gutes Wort.“ Mehr allerdings auch nicht.

Kaum besser als die Capitals stehen die Wizards da, die noch vor zwei Jahren den Chicago Bulls um Michael Jordan einen heißen Play-off-Kampf lieferten. Mit dem Tausch des unbequemen Chris Webber gegen den zuverlässigen Werfer Mitch Richmond von den Sacramento Kings glaubte Generalmanager Wes Unseld den entscheidenden Schritt zu einer großen Zukunft getan zu haben, doch der erhoffte Effekt stellte sich nicht ein. Nach Niederlagen gegen Toronto und Miami hielt Unseld nun die Zeit für gekommen, dasselbe Mittel wie vor zwei Jahren auszuprobieren. Damals war Bickerstaff in ähnlich hoffnungsloser Situation für Coach Jim Lynam gekommen und hatte noch den wundersamen Einzug in die Play-offs bewirkt. Diesmal übernahm zunächst Assistent Jim Brovelli (57) die Mannschaft, doch der Manager stellte klar, daß er möglichst schnell einen Top-Coach verpflichten will.

Die Spieler waren nicht unglücklich über den vierten Trainerwechsel in der verkürzten NBA-Saison, die schon Del Harris (L.A. Lakers), Dave Cowens (Charlotte) und John Calipari (New Jersey) den Job kostete. Das aufgeregte Coaching von Bickerstaff habe sie oft verkrampfen lassen, sagten einige Wizards, weshalb viele Spiele in der Schlußphase verloren gingen. Den Ausschlag für die Entlassung gaben Kommentare von Bickerstaff nach den letzten Partien. „Als Spieler liest man so was nicht gern“, sagte Tim Legler zum Beispiel über die Äußerung des Trainers, daß Miami „einfach ein besseres Team“ sei.

Eine Einschätzung, die auch Wes Unseld nicht gelten läßt. „Mit unserem Personal gehören wir in die Play-offs“, sagt er über seine Mannschaft, die mit Rod Strickland und Mitch Richmond über einen exzellenten Backcourt und mit Juwan Howard über einen der besten Forwards der NBA verfügt. 13 von 32 Matches haben die Wizards gewonnen, um eine Chance auf die Play-offs zu haben, müßten sie mindestens 13 der nächsten 18 Spiele gewinnen. „Eine Zutat fehlt“, hatte Bernie Bickerstaff jüngst diagnostiziert. Nun muß sich zeigen, ob es sich bei dieser Zutat um eine handelt, die er gewiß nicht meinte: einen neuen Trainer. Matti Lieske

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