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VW besorgt sich Kapital

■ Konzern bereitet sich auf große Zukäufe vor, hat aber „keine konkreten Pläne“

Berlin/Düsseldorf (AP/taz) – Es ist wieder was im Busch bei der Volkswagen AG. Einem Bericht des Handelsblatt zufolge, plant der Automobilkonzern „umfassende Kapitalmaßnahmen“, die eine zweistellige Milliardensumme in seine Kassen spülen sollen. VW-Chef Ferdinand Piäch wolle bei der am 2. Juni in Hamburg stattfindenden Hauptversammlung ein genehmigtes Kapital von 782 Millionen Mark beschließen lassen, die nach den aktuellen Aktienkursen bei der Ausgabe neuer Anteilsscheine 18 Milliarden Mark an frischem Geld einbringen würden. Das ist das Sechsfache der im vergangenen Jahr beantragten Kapitalerhöhung. Damals sollte mit rund drei Milliarden Mark der Kauf der britischen Nobelmarke Rolls Royce erleichtert werden, die der Konzern schließlich für 1,44 Milliarden Mark erstand.

Ein VW-Sprecher bestätigte, daß der Bericht auf dem Text der Einladung zu der Hauptversammlung basiere. Dort solle dieses Thema diskutiert werden. Vorherige Spekulationen seien unangebracht und würden deshalb auch nicht kommentiert. Laut Handelsblatt heißt es in der Einladung, das Eigenkapital solle gestärkt werden, um den „Erwerb von Unternehmen und/oder Unternehmensbeteiligungen abzusichern“, jedoch gebe es derzeit keine konkreten Pläne.

Als „überraschend“ bezeichneten Analysten vor allem die „unspektakuläre Ankündigung“. Daß VW mehr Kapital brauchen könnte, ist dagegen seit längerem ein offenes Geheimnis. Schließlich ist der Konzern nicht erst seit gestern auf der Suche nach einem zum Kauf geeigneten Lastwagenhersteller, mit dem das Produktionsprogramm auch im Nutzwagenbereich abgerundet werden könnte. Und traditionell ist der Autobauer schwach mit Eigenkapital ausgestattet – die Quote liegt bei 16 Prozent. Deshalb und wegen der Größenordnung, die es unwahrscheinlich macht, daß das Kapital allein als Reserve beschlossen werden soll, gehen die Experten davon aus, daß die Kapitalerhöhung Volkswagen hier mehr Spielraum verschaffen soll. Als Favorit galt bisher der schwedische Produzent Scania, dessen Preis auf rund 13 Milliarden Mark geschätzt wird. Bislang scheiterte der Kauf daran, daß Piäch diese Summe als zu hoch eingeschätzt hatte. Eine Übernahme von BMW, über die immer wieder spekuliert worden war, dagegen wird derzeit allgemein für unwahrscheinlich gehalten, nachdem die Familie Quandt einen Deal mit VW mehrfach entschieden abgelehnt hatte.

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