: Hoffnung für die gefangenen GIs
■ Zyperns Parlamentspräsident auf Vermittlungsreise nach Belgrad
Die Bemühungen zur Freilassung der drei an der Grenze Makedoniens zum Kosovo von Jugoslawien festgenommenen US-Soldaten gingen gestern weiter. Nach inoffiziellen Angaben aus US- Quellen sollten die drei möglichweise noch gestern abend oder am heutigen Freitag nach Zypern gebracht werden. Von dort könnten sie zum US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein geflogen werden.
Zyperns Parlamentspräsident Spyros Kyprianou, der als Vermittler tätig ist, wurde für den gestrigen Abend nach Redaktionsschluß in Belgrad erwartet. Am Vortag war seine Reise wegen der dauernden Nato-Luftangriffe gescheitert. Kyprianou erklärte, Jugoslawiens Präsident Milošević habe die Übergabe der GIs an Zypern in Aussicht gestellt. Dazu solle die Nato ihre Luftangriffe für 24 Stunden einstellen, was die Allianz jedoch ablehnte. Der Sprecher des U.S. State Department, James Rubin, verlangte eine Freilassung ohne jede Bedingungen.
Griechenland hat Kyprianou ein Flugzeug zur Verfügung gestellt, will sich ansonsten an der Aktion aber nicht beteiligen. Kyprianou hatte die Nato-Angriffe auf Jugoslawien scharf kritisiert. „Gnadenlose Bombardements, die Tötung von Frauen und Kindern – ist das die Methode, um eine friedliche Lösung zu erreichen?“ so seine Fragen auf einer Demonstration am letzten Samstag in Nikosia. Wegen seiner proserbischen Haltung dürfte er in Belgrad willkommen sein.
Zypern pflegt traditionell enge Beziehungen zu Jugoslawien. Viele wohlhabende Serben leben auf der Insel. Nicht nur die orthodoxe Religion verbindet. Auf Zypern sieht man auch sezessionistische Bestrebungen wie die der Kosovo-Albaner kritisch, haben die Zyperntürken doch 1983 einen eigenen „Staat“ im türkisch besetzten Nordteil gegründet. Mehrfach wurde Nikosia von den USA vorgeworfen, bei der Umgehung des Embargos gegen Serbien zu helfen. Statistiken der zypriotischen Zentralbank zeigen allerdings, daß diese Fälle vergleichsweise selten aufgetreten sind. klh
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