piwik no script img

Krankenhäuser rüsten sich für 1. Mai-Demo

■ Brief des Innensenators an sieben Krankenhäuser: mit Verletzten muß gerechnet werden / Planung der Krankenhäuser hat begonnen / Doppelschichten und Aufstockung der Blutkonserven

Bremer Krankenhäuser bereiten sich auf den Ernstfall am Tag der NPD-Demonstration am 1. Mai vor. Das Personal für diesen Tag soll vielerorts verdoppelt werden, Bereitschaftsdienste werden eingerichtet, erfuhr die taz. Zusätzliche Medikamente für die Behandlung von Schlägerei-Opfern, Reizgas- oder Elektroschock-Geschädigten soll geordert werden. Die Blutkonserven werden an einigen Stellen aufgestockt. Außerdem müssen Vorkehrungen getroffen werden, um verletzte Rechte, Polizisten und Gegendemonstraten innerhalb des Krankenhauses zu trennen.

Am 1. Mai will die NPD mit bis zu 5.000 Anhängern vor dem Werksgelände von DaimlerChrysler demonstrieren. An mehreren Orten wird mit Gegendemonstrationen von Gewekschaften und Antifa-Gruppengerechnet, deren friedlicher Verlauf offenbar nicht gewährleistet werden kann.

Am 26. März bekamen die sieben größten Krankenhäuser in Bremen (vier Zentralkrankenhäuser, sowie Rotes-Kreuz-Krankenhaus, Diako, St. Joseph-Stift) Post aus der Innenbehörde. Falls es zu der Demonstration käme, müsse mit einer größeren Zahl von Verletzten gerechnet werden, teilte die Innenbehörde mit. Dafür seien ebenso Vorkehrungen zu treffen wie für eine räumliche Trennung der Kontrahenten nach Einlieferung, heißt es in dem zweiseitigen Papier.

Die meisten Krankenhäuser bestätigten, das Schreiben des Innensenators erhalten zu haben, und daß an ihren Häusern die Vorbereitungen bereits laufen oder sich die Klinik-Leitung mit dem Thema befast. Am weitesten scheinen die Vorbereitungen im Zentralkrankenhaus Ost gediehen zu sein. Das Krankenhaus liegt in der Nähe des Demonstrationsortes der NPD. Eine Planungsgruppe beriet bereits einmal über die nötigen Maßnahmen, in der nächsten Woche ist ein zweites Treffen geplant. Doppelte Personalbesetzung ist für die Bereiche Ambulanz, OP, Intensivstation und Anästhesie geplant, sogar das Reinigungspersonal soll verstärkt werden. Zusätzliche Blutkonserven sollen bereitgestellt werden.

Ähnliche, wenn auch nicht so weitreichende Vorkehrungen, werden im Zentralkrankenhaus St.-Jürgen-Straße getroffen: Das Zentrum für Chirurgie soll am 1. Mai personell verstärkt werden, weiteres Material wird bereitgestellt. Das Zentralkrankenhaus Links der Weser wird den Bereitsschaftsdienst verstärken. Sogar aus dem Zentralkrankenhaus Nord wurde bestätigt, daß auf das Schreiben des Innensenators reagiert werde und man sich auf den 1. Mai vorbereite.

Eine solche großangelegte Lazarett-Planung war in Bremen bislang unbekannt. Keiner der Gefragten kann sich an vergleichbare Warnungen aus dem Innenressort erinnern. Weder bei Fußballspielen, noch bei früheren Großdemonstrationen seien entsprechende Warnungen des Innensenators erfolgt.

Auf Anfrage räumte die stellvertretende Sprecherin von Innensenator Ralf Borttscheller (CDU), Anne Stoltenberg, ein, daß die Krankenhäuser entsprechende Anweisungen erhalten hätten. Auch die verschiedenen Rettungsdienste hätten ähnliche Schreiben erhalten und sollen angemessene Vorkehrungen treffen.

„Das primäre Ziel ist unverändert, daß die Demonstration nicht stattfinden sollte“, sagte Stoltenberg. Sollte ein Verbot nicht erreicht werden, sei allerdings mit einer “Großlage“ zu rechnen, in die auch die Krankenhäuser miteinbezogen werden müßten. „Wir hoffen und gehen davon aus, daß das umsonst ist“, sagte Stoltenberg.

Christoph Dowe

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen