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Singschwan hinter Gittern

■ Vogel triebs zu toll: Platzverweis aus dem Lübecker Hafen

Enten und Höckerschwäne im Lübecker Holstenhafen können aufatmen. Lange Zeit wurden sie von einem verirrten Singschwan belästigt und sogar angegriffen. Das hat jetzt ein Ende: Der Agressor sitzt hinter Gittern. Im Lübecker Tierheim fand er vorübergehend Aufnahme, über sein weiteres Schicksal wird noch beraten.

Zu verdanken ist das Kapitän Reinhold Kasten, der den Vogel einfing und der Wasserschutzpolizei übergab. Er habe das Tier sozusagen auf frischer Tat ertappt, als es gerade wieder einem Höckerschwan an den Kragen wollte, berichtet Kasten. „Paule, wie wir ihn nannten, versuchte, einen anderen Schwan zwischen meinem Schiff und der Kaimauer mit dem Kopf unter Wasser zu drücken. Da habe ich Paule gepackt, ihm eine Decke übergeworfen und ihn mit einem Schiffstampen gefesselt, bis die Polizei kam“, schilderte der Kapitän des Museumsschiffs „MS Mississippi“ seine Heldentat.

Vor etwa vier Jahren sei „Paule“ auf der Trave aufgetaucht und habe dort sein Revier bezogen, erinnert sich der Mann, der es nach eigenen Angaben schon mit ganz anderen Tieren aufgenommen hat. „Anfangs habe ich ihn noch gefüttert, aber dann entwickelte er sich zu einem richtigen Rüpel, der selbst vorm Mord an Entenküken nicht zurückschreckte“, wettert er.

Überhaupt scheint „Paule“ ein hinterhältiger Bursche zu sein. Am Anleger der Reederei Quandt, wo das Tier als „Emil“ bekannt war, hat Schiffsführer Wilfred Lose einschlägige Beobachtungen gemacht. „Bei Menschen war er ganz zutraulich und fraß ihnen aus der Hand, aber andere Tiere hat er nicht in seinem Revier geduldet.“ Auch sonst habe „Emil“ alias „Paule“ sich merkwürdig verhalten. „Der hat immer an den Auspuffrohren unserer Schiffe geschnüffelt“, berichtet Lose.

Die Wasserschutzpolizei hält sich im Fall des sozial unverträglichen Singschwans bedeckt. „Polizeilicherseits liegt nichts gegen ihn vor“, erklärt der Leiter des zuständigen Reviers. lno

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