Die hohe Schule des sanften Sparens

Noch unveröffentlichtes Gutachten empfiehlt Hamburgs Volkshochschule, Stellen zu streichen und die Verwaltung zu zentralisieren. Die Angestellten sind beunruhigt  ■ Von Judith Loeck

Auf der gestrigen Betriebsversammlung der Hamburger Volkshochschule (VHS) waren die Gesichter lang und die Stimmung gereizt. Grund dafür war ein noch unveröffentlichtes Gutachten der Unternehmensberatung KPMG, das im Auftrag der Behörde für Schule, Jugend und Berufsbildung (BSJB) erstellt wurde. Darin erklären die Experten, daß das Kursangebot der VHS auch mit 14,5 PädagogInnenstellen weniger aufrecht erhalten werden könnte. Außerdem solle die VHS zentralisiert werden.

Ein vernünftiges Konzept, findet Achim Meyer auf der Heyde, Leiter des Amtes für Berufs- und Weiterbildung in der BSJB. „Das Gutachten zeigt auf, daß in der VHS Arbeit doppelt gemacht wird“, sagte er. „Das ist reine Verschwendung.“

Momentan besteht die VHS aus sechs weitgehend autonomen Teilen, die sich über Hamburg verteilen. Geht es nach den GutachterInnen, würde der Stadtbereich Nord aufgelöst. Die Verwaltung der dortigen Kurse könnten die Bereiche West, Ost und Mitte übernehmen. Die Stadtbereiche Bergedorf und Harburg sollen zusammengelegt werden. In jedem Stadtteil ist nur noch ein Teamleiter und ein Pädagoge vorgesehen statt der bisher üblichen drei bis vier; die Programme der VHS sollen in einer zentralen Abteilung entwickelt werden. Daraus ergeben sich die Stelleneinsparungen.

Gestrichen werden sollen im wesentlichen die Posten der Pädagogen, die momentan die Programme gemeinsam mit dem Stadtteilleiter erstellen. „Wir vermitteln zwischen Kurleiter und -teilnehmer, wissen also am besten Bescheid, welche Kurse gut ankommen und was für Wünsche und Fragen in weitere Kurse aufgenommen werden können“, sagte eine Pädagogin gestern verständnislos. Eine andere monierte, daß mit dem KPMG-Konzept die Stärke der Volkshochschule verlorengehen würde, mit ihrem Angebot individuell auf die Stadtteile einzugehen. „Ergebnis wäre eine Anonymisierung der VHS“, befürchtet eine Angestellte .

Eine Diskussion über mögliche Arbeitsplatzverluste stand nicht auf der Tagesordnung der Betriebsversammlung – weil die Ängste vor dem Jobabbau unberechtigt sind, findet Meyer auf der Heyde. „Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben“, sicherte er den aufgeregten Angestellten zu. „Es wird ein neues Personalentwicklungskonzept geben, das aber nur Umschulungen und Fortbildungen vorsieht.“ Allerdings wollte er aus „arbeitsrechtlichen Gründen“ nicht zusichern, daß befristete Arbeitsverträge für Daueraufgaben wie bisher verlängert würden.

Die Angestellten können bis Ende des Monats Stellungnahmen zu dem Gutachten abgeben. Anfang Juni wird der Vorstand über Veränderungen in der VHS entscheiden.