: Unterm Strich
Peter Handke ist bereits vom Solidareinsatz in Belgrad zurückgekehrt, Christoph Schlingensief dagegen weilt noch im Kriegsgebiet an der Grenze Makedoniens zum Kosovo. Auf eigene Faust will er 50 bis 200 Kosovo-Flüchtlinge nach Berlin holen und in der spektakelerprobten Volksbühne unterbringen. Am Sonntag will er sich aus dramaturgischen Gründen in die Aufführung des Stücks „Berliner Republik“ live vom Balkan zuschalten lassen. Ob das Theater in Zeiten des Krieges interessanter wird?
Das Deutsche Theater nimmt bis 30. April noch „gegenwartsbezogene Theaterstücke“ zur Bewerbung um den „Heinz-Dürr-Stückepreis“ entgegen, der mit immerhin 40.000 Mark dotiert ist. Mitmachen können alle talentierten AutorInnen, die nicht älter als 38 Jahre sind. Einsendungen an Deutsches Theater/Dramaturgie, Stichwort: Heinz-Dürr-Stückepreis, Schumannstr. 13a, 10117 Berlin.
Wolf Biermann hat unterdessen über den Unterschied zwischen Töten und Morden nachgedacht. So nämlich lasse sich der „Krieg im Kosovo leichter begreifen“. Auf der kleinen, bescheidenen Ebene des Schwiegermuttermörders sei ein Mord immer ein Mord, meinte Biermann in einem Interview mit der Münsterschen Zeitung, doch alle Mörder großen Stils hielten sich nicht für Mörder. „Sobald ganze Völker abgeschlachtet werden, sind immer ,edle Motive‘ im Spiel.“ Ausgangspunkt von Biermanns Überlegungen war der Streit um das Berliner Holocaust-Denkmal. Von allen Denkmalentwürfen finde er „bisher nur einen gut, den von Herrn Schröder, der sagt, man sollte groß sichtbar das fünfte Gebot zeigen. Es heißt ja in der Luther-Übersetzung: Du sollst nicht töten! Es heißt aber im Original, in Gottes eigener Handschrift – und ich glaube, das hat Luther mit christlicher Absicht falsch übersetzt: Du sollst nicht morden“, und das sei „nicht dasselbe“.
In New York wurden am Montag abend die renommierten Pulitzer-Preise verliehen. Der Preis für Belletristik ging in diesem Jahr an Michael Cunningham für sein Buch „The Hours“. Kein Pulitzer, aber immerhin mit dem Aalener „Schubart-Literaturpreis“ wurde taz-Autorin Gabriele Goettle („Freibank“!) ausgezeichnet. Das ist doch auch was. Wir gratulieren!
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