Modell rollende Tigerente

Fahrradkauf der anderen Art: Bei den Bergedorfer Radbörsen drängen sich engagierte HändlerInnen und gelangweilte Teenies  ■ Von Judith Loeck

Kinder, Eltern, RentnerInnen und Hunde drängeln sich zwischen Moutainbikes, Hollandrädern, Rennrädern, Kinderrädern und Tischen mit Fahrradteilen oder Werkzeug. Vereinzelt stehen auch Dreiräder und Roller herum. „Die Nachfrage nach Gebrauchträdern ist riesig“, berichtet Tina Hansmann, Geschäftsführerin der Hamburger Firma Fahrzeug Marcks. „Seit drei Jahren veranstalten wir nicht mehr sechs, sondern acht Fahrradbörsen im Jahr – und alle sind gut besucht.“

Auch bei der nächsten Radbörse, die an diesem Sonnabend stattfinden soll, werden vor allem Kinderräder den Besitzer wechseln. Sie sind am begehrtesten – besonders wenn sie kreativ bemalt sind wie das Tigerentenfahrrad, das der Tochter von Familie Kühnapfel zu klein geworden ist. Bei der Börse vor einigen Wochen war das Gefährt verkauft, kaum daß es richtig abgestellt wurde, nach zwei Minuten Verhandlung und für 170 Mark.

Andere Anbieter müssen länger auf Kunden warten. Wie der zwölfjährige Simon Dzieciuchowicz, der für einen guten Platz schon zwei Stunden vor Börsenbeginn vor Ort war und nun vergeblich auf einen Käufer für sein türkisfarbenes Fahrrad wartet. Der günstige Platz allein scheint nicht das Geheimnis eines erfolgreichen Verkaufs zu sein. Daß die Kunden ausbleiben, mag daran liegen, daß Simon für das Börsengeschehen wenig Begeisterung zeigt. Das gilt auch für eine Rentnerin, die mit einer Wolldecke und ihrem Pudel auf dem Schoß unbeteiligt neben ein paar alten Drahteseln sitzt und leise über mangelnden Absatz klagt.

Bei dem eingefleischten Börsianer Manfred Reschke ist das anders. „Alte Fahrräder sind mein Hobby“, erzählt der 65jährige Rentner stolz, während er gleichzeitig mit einem Interessenten gekonnt den Preis (100 Mark) für ein knallgrünes Moutainbike aushandelt. „Ich verkaufe hier auch Räder für Bekannte, die ich vorher selbstverständlich repariere.“

Das Alter kann man bei den meisten Fahrrädern nur an der unmodernen Form oder Farbe erkennen. „Viele Anbieter nutzen unsere Original-Fahrrad-Waschanlage, bevor sie sich ins Börsengetümmel werfen“, schmunzelt Tina Hansmann. Waschen mit Bürsten, Klarspülen und Abblasen kostet 5 Mark. Damit die Preise der herausgeputzten Gebrauchträder trotzdem realistisch bleiben, legen die Fachleute von Fahrzeug Marcks als objektive und neutrale Mittler auf Wunsch die Preise fest.

Die nächsten Fahrradbörsen veranstaltet Fahrzeug Marcks am Sonnabend, 17. April und Sonnabend, 8.Mai, jeweils von 10 bis 12 Uhr. Curslacker Neuer Deich 38, Bergedorf