: Diesmal ging es schnell
■ Wieder Konkurrenz zwischen Bertelsmann und Kirch: Kartellamt billigt Premiere-Übernahme
So positiv hatte Deutschlands oberster Monopolwächter schon lang nicht über den Fernsehmarkt geredet. Über eine „Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen“ jubelte Kartellamtschef Dieter Wolff gestern in seiner Behörde. Die „Voraussetzungen für Wettbewerb“ beim klassischen TV würden „strukturell verbessert“.
Dabei läuft das Vorhaben, dem die deutschen Wettbewerbshüter gestern wie erwartet ihren Segen gaben, eigentlich auf ein Monopol heraus: Leo Kirch wird die 95prozentige Übernahme des Senders Premiere gestattet, nachdem sich der Bertelsmann-Konzern mit seiner Tochter CLT-Ufa bis auf einen Fünf-Prozent-Rest zurückzieht. Damit herrscht Kirch künftig allein über Pay-TV in Deutschland und ist zugleich als einziger privater Spieler in größerem Maße beim Digitalfernsehen dabei.
Diese Gefahr aber sei gegenüber dem Nutzen „als begrenzt einzuschätzen“. Das Hauptargument des Kartellamts: Nun herrschten endlich wieder Bedingungen für Wettbewerb wenigstens zwischen den zwei beherrschenden Fernsehkonzernen in Deutschland. Denn solange Bertelsmann und Kirch gemeinsam über Premiere verfügten und planten, den Sender zur einzigen Plattform für das Zukunftsgeschäft Digital-TV zu machen, so lange fürchteten die Monopolwächter, die beiden würden ihre gesamten Geschäfte aufeinander abstimmen und dann zusammen das gesamte deutsche Privatfernsehen kontrollieren.
Den vermuteten Plan aber hatten Monopolwächter nach langem Hin und Her durchkreuzt: Letzten Sommer verbot die EU-Kommission ein Fusionsvorhaben beider Partner, im Herbst untersagte Wolffs Behörde ein anderes Konzept. Danach verlor Bertelsmann die Lust. Und diesmal entschied das Kartellamt binnen eines Monats: Nun werde der Konzern mit seinen frei empfangbaren RTL- Sendern Kirchs künftiger Pay-TV Gruppe aus Premiere und DF 1 kräftig Konkurrenz machen, hofft Wolff. Ebenso mit ihrem Plan, Spielfilme im Einzelabruf über Internet zu verkaufen – und so Pay-TV überflüssig zu machen. lm
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