: Einzelkämpferin im Doppelvierer
■ Die 17jährige Ruderin Monika Bauer betreibt Hochleistungssport – fernab aller Sportschulen
Als Hochleistungssportlerin muß man sich um vieles selbst kümmern. Das hat Monika Bauer am Harburger Friedrich-Ebert-Gymnasium gelernt. „Häufig bitte ich unseren Schulleiter, mich freitags vom Unterricht zu befreien“, erzählt die 17jährige, die dann mit dem Zug zu einem Trainingslager oder Wettkampf fahren muß. Gottlob hat Rektor Albert Weber ebensoviel Verständnis für die sportlichen Höhenflüge seiner Schülerin wie der übrige Lehrkörper. „Im Lehrerzimmer hängen sie immer die aktuellen Zeitungsausschnitte von mir auf“, berichtet Monika Bauer eher stolz als indigniert.
Im letzten Jahr wurde eine ganze Menge über die Elftklässlerin geschrieben, seitdem sie im österreichischen Ottensheim im August Silber im Doppelvierer erruderte. „Winzig kleine Medaillen gab's dafür“, weiß die Wilhelmsburgerin von der Siegerehrung zu berichten. Doch während die Hymne für die siegreichen Rumäninnen gespielt wurde, war der Streß des siebenwöchigen WM-Trainingslagers schon vergessen. „Das hat Nerven gekostet“, berichtet Bauer von dieser Zitterpartie. Denn auch als die Hamburgerin zu den vier Glücklichen gehörte, die aus zuletzt acht Kandidatinnen ausgewählt wurden, gab es da immer noch die Ersatzfrau. Bei schlechten Leistungen einer Ruderin im Boot wäre die sofort eingesprungen, drohten die Bundestrainer und übten so Druck auf die Athletinnen aus.
Doch Monika Bauer will sich auch in diesem Jahr dem knallharten Qualifikationsverfahren stellen. Schließlich hat sie gute Chancen, auch bei der diesjährigen WM in Bulgarien wieder in einem Boot des Deutschen Ruder-Verbandes sitzen zu dürfen, auch wenn „die Konkurrenz sehr hart ist“. Schließlich besuchen die Kolleginnen aus dem Nationalkader in der Regel spezielle Sportschulen in Berlin, Potsdam und Leipzig, in denen sich Lehr- und Trainingsplan ergänzen. Will Monika Bauer mit ihrer Partnerin im Zweier trainieren, muß sie eigens nach Hürth bei Köln reisen. Doch meist trainiert sie alleine.
Den ganzen Winter über hat sich die Ruderin bei ihrem Klub, dem RSC Süderelbe und im Landesleistungszentrum Allermöhe unter Aufsicht ihres Trainers Gunnar Krause gequält: „Am schlimmsten war's, als wir wegen der Eisschollen nicht mehr aufs Wasser konnten.“ Stattdessen ging es in den Kraftraum: mindestens 16 Stunden pro Woche. Besonders öde: die 90minütigen Fahrten auf dem Ergometer. Immer mit Puls 150, dem von Sportmedizinern errechneten optimalen Wert. „Aus lauter Monotonie bin ich sogar schon eingeschlafen“, bekennt sie.
Was bringt Monika dazu, diese Strapazen auf sich zu nehmen? „Der Erfolg bringt den Kick“, erklärt sie. Und wirkt dabei sehr zielstrebig. Natürlich geht sie auch 'mal mit ihren MitschülerInnen bis fünf Uhr in die Disko. „Nur weiß ich, daß der nächste Trainingssonntag dann viel härter sein wird.“ Keine Zeit bleibt dagegen für die Hobbys Querflöte („Letztes Jahr habe ich noch abends um zehn geübt“) und Tanzen („Rock'n Roll und auch Hip-Hop – man muß doch alles 'mal gemacht haben“).
Dagegen nehmen sich die Anforderungen des gymnasialen Vorsemesters bescheiden aus. „Du bist doch nicht dumm“, sagt sich Monika Bauer und versucht mitzuhalten. Bislang geht's gut – ihr Notendurchschnitt liegt bei 2,4. Einziges Problem bleibt der Freitag: „Die Lehrer sagen, daß sie mich in diesen Kursen so schwer bewerten können.“ Matthias Greulich
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