■ Kommentar
: Reformierte Mogelei

Schulsenatorin Rosemarie Raab weiß, was Eltern wünschen, ohne lang zu fragen: die verläßliche Halbtagsgrundschule zum Nulltarif. Ein Ausbau der pädagogischen Versorgung nur durch Umschichtung der Mittel. Wollte ein Bauherr uns verklickern, daß er sein Haus ausbaut, ohne Baumaterial zu kaufen, einfach durch Recycling der bereits verbauten Materialien, wir zweifelten an seinem Verstand.

Aber die Schulsenatorin erwartet, daß wir ihr solche wundersame Vermehrung der Mittel abnehmen. Oder sollte es wirklich Bereiche der Kinderbetreuung in der Hansestadt geben, die so überausgestattet sind, daß Ressourcen brach liegen?

Nein, darum geht es nicht. Die Zwangsreform reißt tiefe Löcher in funktionierende Strukturen, ohne dafür Ersatz zu bieten. Sicher ist es ein Skandal, daß viele Mütter mit dem Schulanfang ihrer Kinder immer noch ihren Beruf aufgeben müssen. Aber dieses Spar-Modell hilft keiner. Und eine richtige Reform kostet nun mal Geld. Das aber fehlt im Stadtsäckel, wie uns der Finanzsenator unermüdlich erklärt.

Warum dann die flächendeckende Zwangsverordnung der Reform? Warum sollen nicht die Schulen mit der Reform beginnen, die sie umsetzen wollen? Rosi Raab glaubt, daß dann eine Zwei-Klassen-Grundschule in Hamburg entsteht. Als wären alle Hamburger Grundschulen gleich, als wäre die Situation in allen Stadtteilen vergleichbar.

Pluralismus ist auch in der Schulpolitik eine Bereicherung, ein Mehr an Demokratie hätte bessere Ergebnisse gebracht. Denn wenn das Modell der Behörde sooo einleuchtend wäre, dann würden Eltern, LehrerInnen und Kinder es auch annehmen. Oder sollte die Senatorin von ihrem eigenen Konzept am Ende nicht überzeugt sein?

Iris Schneider