piwik no script img

Eine „kosmische Bombe“ erschütterte den Ozean

■ Internationale Forscher debattieren Asteroid-Forschung in Bremerhaven/ Wirken die Himmelskörper aufs Klima?

Bremerhaven. Ein Himmelskörper (Asteroid) rast auf die Erde zu: Beim Eintritt in die Atmosphäre verglüht er jedoch nicht zur harmlosen Sternschnuppe. Das Gebilde mit mehreren Kilometern Durchmesser schlägt vielmehr als „kosmische Bombe“ ins Meer und setzt die Kraft von mehreren Atombomben frei. Kilometerhohe Wellen rollen auf angrenzenden Küsten zu ...

Solche Gruselszenarien stammen nicht nur aus Hollywood-Drehbüchern. Frühere Asteroideneinschläge in den Weltmeeren haben deutliche Spuren hinterlassen. Erstmals treffen sich an diesem Wochenende 70 Forscher aus 16 Ländern in Bremerhaven zu einem Austausch darüber.

Rund 30.000 Tonnen kosmischer Trümmer, meist in Körnergröße, regnen jährlich auf die Erde nieder, sagen Wissenschaftler. „Die Dinger sausen uns eigentlich ständig um die Ohren“, behauptet Rainer Gersonde vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Alle 22 Tage nähert sich ein Brocken von immerhin einem Meter Größe. Jedes zehnte Jahr ist ein zehn Meter großes Gebilde auf Kollisionskurs. „Beim Aufschlag hätte das die zehnfache Wirkung einer Hiroshima-Atombombe.“ Allerdings verglühen die meisten Himmelskörper als Kometen in der Atmosphäre. Höchst selten werden Menschen getroffen.

Vor 2,2 Millionen Jahren richtete der „Eltanin-Impact“ im Südpazifik größte Verwüstungen an. Mit 70facher Schallgeschwindigkeit und einer Sprengkraft von 100 Gigatonnen TNT raste dieses Projektil in den Südpazifik. Es schlug einen 20 Kilometer großen Krater ins Meer, zeigen Modellrechnungen. An den Rändern stiegen fast vier Kilometer hohe Wellen auf. Nach 19 Stunden erreichten immer noch mehrere Meter hohe Wellen die Küste von Japan.

Wissenschaftler gehen davon aus, daß hochgeschleuderter Staub und Wasserdampf zeitweise die Sonneneinstrahlung reduziert haben.

Internationale Forscher versuchen derzeit, weitere Auswirkungen des „Eltanin“-Einschlages auf Klima und Umwelt an Computermodellen zu rekonstruieren. Sie sollen zeigen, ob derartige kosmische Bomben für bislang noch unerklärliche Umschwünge des Erdklimas verantwortlich sein können.

Hans-Christian Wöste, dpa

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen