: Standleitung nach Rom
■ Offenbar will die Telekom eine Verbindung nach Italien aufbauen. Die dortige Telecom kann den Fusionspartner gut brauchen, um eine Übernahme durch Olivetti abzuwehren
Berlin (taz/AP/rtr) – Die Deutsche Telekom plant eine Fusion mit der Telecom Italia. Das berichtet die Financial Times in ihrer gestrigen Ausgabe. Würde diese Megafusion klappen, dann entstünde eines der größten Telekommunikationsunternehmen der Welt. Geschätzter Umsatz: 400 Milliarden Mark.
Entsprechende Verhandlungen würden bereits seit langem geführt, berichtet die britsche Wirtschaftszeitung weiter. Kein Kommentar dazu von der Telekom – weder in deutsch auf der Bonner Leitung noch von der italienischen Telefonzentrale.
Doch einiges deutet darauf hin, daß was dran ist am Gerücht. Telekom-Chef Ron Sommer hatte bereits am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz angekündigt, das Unternehmen wolle im Sommer mit einem zweiten Aktienpaket an die Börse gehen. Diese Aktienemission sei dazu gedacht, Kapital für eine „Internationalisierung des Konzerns“ zu beschaffen. Damit stünden knapp 22 Millarden Mark für die neue Investition in Italien bereit.
Die italienische Tageszeitung Il Giornale schreibt in ihrer gestrigen Ausgabe, die Pläne für die deutsch-italienische Telefonverbindung hätten bereits konkrete Züge angenommen. Demnach solle die Telekom die Kontrolle über das fusionierte Festnetz-Geschäft erhalten. Die Kontrolle des Mobilfunks solle im Gegenzug bei der Telecom-Italia-Tochter Italia Mobile liegen.
Den Italienern geht es bei den Gesprächen noch um etwas anderes: Mit dem Coup wollen sie den feindlichen Übernahmeversuch des Elektronikkonzerns Olivetti verhindern. Olivetti hatte bereits vor Wochen angekündigt, das ehemalige Monopolunternehmen Telecom Italia kaufen zu wollen. Eine außerordentliche Hauptversammlung des ehemaligen Monopolunternehmens Telecom Italia , auf dem Abwehrmaßnahmen gegen Olivetti beschlossen werden sollten, war bereits am vergangenen Wochenende wegen mangelnder Präsenz geplatzt. Umgerechnet 103 Milliarden Mark wollte Olivetti für den Erwerb des Konkurrenten aufbringen. Auch Ron Sommer muß vor einem Zusammenschluß noch Bedingungen erfüllen: Die Italiener fürchten, unter den Einfluß der deutschen Rgierung zu kommen, und verlangen daher, daß sie ihren Mehrheitsanteil an der Deutschen Telekom möglichst rasch abstößt und bis dahin die Ausübung ihrer Stimmrechte beschränkt.
Die Politik hat also auch noch ein Wörtchen mitzureden. Mal sehen, ob die Verbindung klappt. Beatrix Bursig
Die Autorin war 1989 bei der taz und arbeitet jetzt beim NDR-Fernsehen
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