■ Mit der Telekom-Fusion auf du und du: Wie riesig darf es sein?
Berlin (taz) – Die Deutsche Telekom hat gestern bestätigt, daß sie Gespräche über eine „mögliche industrielle Partnerschaft“ mit der Telecom Italia führt. Eine Fusion wurde nicht ausgeschlossen. Das wäre ein Hammer, weil damit der größte Telefonkonzern der Welt entstünde. Zusammen mit der schon bestehenden Zusammenarbeit der Deutschen mit der France Telecom würde sich damit in Zentraleuropa ein riesiges Netz von Verbindungen und Übertagungskapazität bilden, das auf den ersten Blick der gesamten Branche Angst und Schrecken einflößen müßte.
Es gibt jedoch auch gerade gegensätzliche Meinungen: Marktbeobachter fragen sich, was die Fusion eigentlich bringen soll – schließlich hat der deutsche Ex-Staatsmonopolist ebenso wie der italienische nicht unter mangelnder Größe zu leiden, sondern unter der harten Konkurrenz von mehr oder weniger kleinen, beweglichen Anbietern im eigenen Land. Den Anstoß für die Verhandlungen haben wohl die Italiener gegeben: Sie wehren sich gerade mit allen Mitteln gegen den verhaßten Konkurrenten Olivetti, der für 118 Milliarden Mark die Telecom Italia kaufen will. Durch eine Fusion mit den Deutschen würde der kommende Konzern mit einem Börsenwert von rund 200 Milliarden Euro so groß, daß ihn sich höhstens noch Microsoft-Chef Bill Gates leisten könnte, nicht aber die selbst nicht unbedingt geldstrotzende Olivetti AG.
Wie genau die „Partnerschaft“ aussehen soll, dazu haben sich die beiden noch nicht geäußert. Das Handelsblatt berichtete gestern aus „Telekom-nahen Kreisen“, daß es wie bei Daimler-Chrysler eine neue gemeinsame Firma geben könnte. Die bisherigen Telekom-Aktionäre – allen voran die Bundesregierung mit 72 Prozent – würden dann 60 Prozent der neuen Firma besitzen, den Rest die Italiener.
Diese oder nächste Woche soll den Aktionären demnach das Fusionsangebot unterbreitet werden, dann spätestens würden weitere Details bekannt. Die knapp 200.000 Beschäftigten der Telekom und ihre eventuellen 130.000 italienischen Kollegen warten gespannt darauf – schließlich bringt eine Fusion nicht unbedingt neue Jobs. rem
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