: Worte und Zahlen
Überschwenglich haben viele Parlamentarier und ehemalige Abgeordnete gestern in Berlin den neuen Sitz des Bundestages in Besitz genommen. Eine kleine Zitatensammlung: Wolfgang Mischnick (FDP): „Gott sei Dank, daß es soweit ist!“ Heiner Geißler (CDU): „Durch den Umzug gibt es keinen Anklang an das wilhelminische Reich. Wer das tut, hat kein geschichtliches Gedächtnis.“ Gerhard Schröder (SPD): „Das ist nicht der deutsche Architektentag, sondern eben der Deutsche Bundestag.“ Wolfgang Gerhardt (FDP): „Man spürt, daß etwas Neues beginnt.“ Hermann Otto Solms (FDP): „Das deutsche Parlament nimmt heute wieder seinen Sitz, wo es hingehört.“ Rita Süssmuth (CDU): „Der heutige Tag ist die Einlösung eines Versprechens. Die Bonner sind in Berlin angekommen. Das bedeutet nicht nur Kontinuität, sondern auch Aufbruch.“ Reinhard Höppner (SPD): „Für mich ist das ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Vereinigung von Ost und West. Das Zentrum Deutschlands rückt nach Osten, und ich finde, das ist richtig.“ Petra Pau (PDS): „Ich war schon oben auf dem Dach und in der Kuppel. Wir werden hart arbeiten müssen, um die Transparenz des Parlaments zu gewährleisten.“ Ignatz Bubis (FDP): „Ich habe keine besonderen Gefühle. Berlin als Hauptstadt gibt es ja schon einige Jahre.“ Antje Vollmer (Bündnis 90/Die Grünen): „Der grüne Fraktionssaal ist wie ein Gral. Es ist witzig, daß gerade die Grünen darin gelandet sind.“ Eberhard Diepgen (CDU): „Berlin ist eine Bühne, eine Arena, ein Labor. Für uns in Berlin geht heute ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung.“ Rezzo Schlauch (Bündnis 90/ Die Grünen): „Es ist ein Aufbruch. Und mit Sicherheit wird es auch einen Wandel geben.“ Claudia Nolte (CDU): „Ich freue mich auf Berlin!“ Richard Stücklen (CSU): „Gratulation. Der Reichstag ist großartig!“ Dietmar Kansy (CDU): „Ich fühle mich wie an Weihnachten.“ Helmut Kohl (CDU): „Für mich ist das ein Tag der großen Freude. Er ist nur vergleichbar mit dem 3. Oktober 1990.“ Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen): „Ich finde es ergreifend. Ich war bekanntlich nicht immer Bürger dieses Staates, aber es erfüllt mich heute mit Stolz.“ Wolfgang Schäuble (CDU): „Der Abschnitt des Übergangs geht zu Ende. Das ist hier wie bei der CDU, wir sind mitten im Leben.“ Wolfgang Thierse (SPD): „Wir wollen einen möglichst unaufgeregten, geradezu selbstverständlichen Wechsel von Bonn nach Berlin erreichen Wir wollen keine neue Ära, keine andere Republik.“
Demonstranten vor dem Haupteingang: „Sabotiert die deutsche Kriegsmaschinerie!“ (Die Polizei zog die Tranparente nach wenigen Minuten ein.)
Der Umbau des Reichstages kostete 600 Millionen Mark. Für Kunst am Bau wurden acht Millionen Mark ausgegeben. Die Nutzfläche beträgt 11.000 Quadratmeter. Das Gebäude ist bis zur Kuppelspitze 47 Meter hoch. Bei der Entkernung fielen 45.000 Kubikmeter Bauschutt an. 20.000 Kubikmeter Beton wurden verbaut.Die Kuppel besteht aus 3.000 Quadratmeter Glas und 800 Tonnen Stahl.Der Bundesadler im Plenum ist 2,5 Tonnen schwer und 58 Quadratmeter groß.
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