Kommentar (vgl. auch S. 22): Pseudosachte
■ Drogenpolitik braucht klare Worte
Seit Jahren schmückt sich Bremen mit seinem großzügigen Me-thadonprogramm. Jedes Jahr kommen mehr Drogenabhängige in den Genuß der Ersatzdroge. Jedes Jahr sind die Arztpraxen noch ein bißchen voller. Das macht sich gut für's ärztliche Geldsäckel, das macht die Junkie-Ecken leerer und senkt zudem die Beschaffungskriminalität.
Kein Wunder, daß in der Großen Koalition selbst SPDler nicht am wunderbaren Status quo rütteln wollen. Fatal nur, daß ein millionenschweres Methadonprogramm derweil weiterhin am Betreuungsproblem kränkelt; daß durch laxe Vergabepraxis bei den Ärzten offenbar gefährliches Methadon auf den Schwarzmarkt gelangt; und daß selbst die Grünen solch drogenpolitische Themen lieber in Ruhe und Besonnenheit ausdiskutieren wollen.
Ruhe ist ja schön und gut. Aber wenn dadurch keinerlei Opposition mehr ordentlich den Finger in die Wunde legt – und die verantwortlichen Ressorts nötige Obduktionen einfach einstellen, ist das schlicht Ursachenverschleierung. Natürlich darf Drogenpolitik nicht ausschließlich auf Symbolen und Schlagzeilen beruhen. Aber wer wirklich politisch Verantwortung übernehmen will für eine problematische Klientel, sollte lieber Tacheles reden und auf die Suche nach Schwachstellen gehen, statt pseudosachte weiter den alten angenehm-ruhigen Substitutionskurs zu steuern. Katja Ubben
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