: Ausschuß nickt Sparhaushalt ab
■ Etat 1999 sieht um 2,7 Milliarden Mark geringere Neuverschuldung und 2 Milliarden Mark weniger Ausgaben vor. Union und FDP kritisieren Entwurf als wachstumsfeindlich
Bonn (rtr/AP) – Der Bundeshaushalt 1999 fällt sparsamer aus als von der Regierung ursprünglich geplant. Der Bund soll in diesem Jahr 2,7 Milliarden Mark weniger neue Schulden aufnehmen und zudem über zwei Milliarden Mark weniger ausgeben. Dies sieht der Entwurf des Haushaltes 1999 vor, den der Haushaltsausschuß des Bundestages am Donnerstag abend endgültig gebilligt hat. Das Ausgabenvolumen soll 1999 danach 485,7 Milliarden Mark betragen, knapp 29 Milliarden Mark mehr als 1998.
Der vom Ausschuß beschlossene Entwurf soll in der ersten Mai-Woche vom Bundestag in zweiter und dritter Lesung verabschiedet werden. Es ist der erste Bundeshaushalt, den die rot-grüne Koalition verantwortet, der aber größtenteils auf den Ansätzen der alten Regierung beruht. Zu den wichtigsten neuen Akzenten der Koalition gehören Einsparungen von 2,3 Milliarden Mark über alle Ressorts hinweg. Zudem werden 300 Millionen Mark für Hilfen zugunsten der Kosovo-Flüchtlinge und 441 Millionen Mark für den Kosovo-Einsatz der Bundeswehr bereitgestellt. Regenerative Energien sollen mit 200 Millionen Mark zusätzlich gefördert werden.
Die Neuverschuldung des Bundes soll 1999 53,5 Milliarden Mark ausmachen. Das sind 2,7 Milliarden Mark weniger als bislang geplant und 2,9 Milliarden Mark weniger als 1998. Sie liegt damit um rund 4,7 Milliarden Mark unter den Investitionsausgaben von 58,2 Milliarden Mark und deutlich unter der von der Verfassung vorgebenen Obergrenze für die Verschuldung.
Die Haushaltsexperten von SPD und Grünen, Hans-Georg Wagner und Oswald Metzger, werteten es als Erfolg, daß die Nettokreditaufnahme begrenzt und ein halbes Prozent aller Ausgaben eingespart würden. Dabei seien die beschäftigungswirksamen Investitionen nicht angetastet worden, betonte Wagner.
Nach Ansicht von Union und FDP ist der Haushalt 1999 konzeptionslos und wachstumsfeindlich. Sparpotentiale seien nicht genutzt worden, kritisierten Sprecher von CDU, CSU und FDP am Freitag. „Es ist eine Chance vertan worden zur Förderung des Wachstums“, sagte der CDU-Haushaltspolitiker Dietrich Austermann. Es sei versäumt worden, mehr für Investitionen zu tun und im Sozialbereich Korrekturen vorzunehmen. Damit setze der Haushalt falsche Signale.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen