: Von Menschen, Minen und Raketen
Altbundeskanzler Helmut Kohl (CDU) will sich in die Bemühungen um eine Lösung des Kosovo-Konfliktes einschalten. Im ZDF sagte Kohl gestern: „Ich eigne mich nicht zum Vermittler und bin schon gar kein Dolmetscher für die Gefühle anderer.“ Doch angesichts der schrecklichen Bilder könne er nicht ruhig dasitzen und sagen, das gehe ihn alles nichts an. Daher wolle er unter Ausnutzung seines besonderen Vertrauensverhältnisses zu US-Präsident Bill Clinton und dem russischen Präsidenten Boris Jelzin für beide beratend und unterstützend tätig sein. rtr
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Der von jugoslawischen Sicherheitsbehörden festgehaltene Sat.1-Reporter Pit Schnitzler wird der Spionage bezichtigt. Dies teilte gestern das Auswärtige Amt in Bonn mit. Ein Sprecher des Ministeriums sagte, der pauschale Vorwurf entbehre jeder Grundlage. Bemühungen um einen Zugang zum Gefangenen seien bislang erfolglos geblieben. Schnitzler war am 16. April verschwunden. Er hatte gegen Mittag Belgrad in Richtung Kroatien verlassen wollen. Der Deutschen Journalisten-Verband fordert Schnitzlers sofortige Freilassung. rtr
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Teile einer explodierten Nato-Rakete sind auf bulgarischem Gebiet nahe der Stadt Bresnik niedergegangen. Dies teilte gestern der bulgarische Rundfunk mit. Es habe keine Verletzten gegeben, Schäden seien nicht entstanden. Die Stadt liegt in der Nähe der Grenze zu Jugoslawien. Seit Beginn der Nato-Luftangriffe gegen Jugoslawien waren bisher Teile von zwei Raketen auf bulgarisches Gebiet gefallen. Auch dabei waren keine Schäden entstanden. Die Menschen im Grenzgebiet zeigen sich jedoch über die Vorfälle beunruhigt. dpa
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Bill Clintons Popularität sinkt. Wie aus einer Umfrage des Pew Research Centers für die Washington Post hervorgeht, ist die Zustimmung zu Clintons Politik und Arbeitsweise auf 56 Prozent gesunken – das niedrigste Ergebnis der letzten zwei Jahre. Der Rückgang wird vor allem auf seine Außenpolitik zurückgeführt. Obwohl eine Mehrheit die Nato-Luftangriffe unterstützt, glauben 53 Prozent der Befragten, die Angriffe erschwerten eine Zustimmung der Serben zu einem Friedensplan.
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Bei der Explosion einer Mine im jugoslawisch-makedonischen Grenzgebiet sind in der Nacht zum Freitag Medienberichten zufolge drei makedonische Soldaten verletzt worden. Alle drei lägen im Krankenhaus. Der Vorfall habe sich in den Bergen bei Malina ereignet, etwa 30 Kilometer nördlich der Hauptstadt Skopje. In den vergangenen Tagen hatten Tausende Flüchtlinge aus dem Kosovo das Grenzgebiet durchquert. Der Grenzverlauf ist bei Malina nicht genau festgelegt. Die Bergstraße nach Malina schlängelt sich durch beide Länder. Makedonien hatte die Hilfslieferungen nach Malina ursprünglich gestoppt, da die Lastwagen auf jugoslawisches Territorium hätten fahren müssen. Am Donnerstag ließen die Behörden allerdings einige Fahrzeuge durch. rtr
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