Krieg anderswo: Krieg in Ruanda
■ Alle denken ans Kosovo. Unsere Serie erinnert an Konflikte in aller Welt. Teil 16
Auch über fünf Jahre nach dem Völkermord, bei dem Hutu-Milizen die Ausrottung der Tutsi-Minderheit probierten und immerhin 800.000 Menschen umbrachten, herrscht in Ruanda weiterhin Krieg.
Die Tutsi-dominierte Armee, die aus der früheren Rebellenbewegung „Ruandische Patriotische Front“ (RPF) hervorging und nach der Flucht des für den Völkermord verantwortlichen Hutu-Regimes 1994 die Macht ergriff, kämpft in der ehemaligen belgischen Kolonie gegen die noch verbliebenen Hutu-Milizen. Diese sind aus der ehemaligen ruandischen Regierungsarmee und der Miliz „Interahamwe“ der ehemaligen ruandischen Staatspartei hervorgegangen.
Von Stützpunkten im Osten der Demokratischen Republik Kongo aus, wo inzwischen auch die ruandische Armee zur Unterstützung kongolesischer Rebellen stationiert ist, unternehmen die Hutu-Milizen blutige Angriffe innerhalb Ruandas. Dabei greifen sie gezielt Tutsi an.
Inzwischen geben sich die Hutu-Milizen den Namen „Volk in Waffen für die Befreiung Ruandas“ (Palir) und rufen zum Kampf gegen das angebliche „Tutsi-Großreich“ in Ostafrika auf.
Neuerdings erhalten die ruandischen Hutu-Milizen Unterstützung und Ausbildung von der Regierung Laurent Kabilas in der Demokratischen Republik Kongo. Die setzt die ruandischen Milizen ihrerseits im Kampf gegen Rebellen im Kongo ein.
Die ruandische Armee hat als Antwort auf die Milizenangriffe Hunderttausende von Hutu-Bauern im Nordwesten Ruandas in Wehrdörfer umgesiedelt, um freie Bahn im Kampf gegen die Hutu-Milizen zu haben – eine Entwicklung, bei der kein Zivilist neutral bleiben kann und Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind.
Seit im Osten des Kongo Rebellen mit Unterstützung Ruandas die Kontrolle ausüben, haben die Milizenangriffe in Ruanda selbst merklich abgenommen. Der Krieg hat sich statt dessen auf kongolesisches Gebiet verlagert – aber die politische Konfrontation bleibt unverändert. Eine Lösung des Konfliktes in Ruanda hängt jetzt in verstärktem Maße von einer Konfliktlösung im Kongo ab. Dominic Johnson
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