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Die Deutsche Telekom will weiter zuschlagen

■ Noch ist die Fusion mit der Telecom Italia nicht unter Dach und Fach, da wollen die Deutschen schon in Großbritannien und eventuell bei Sprint in den USA einsteigen

Berlin (taz/AFP) – Wer bietet mehr? Diese Frage stellt sich in den Vorstandsetagen der Deutschen Telekom derzeit alle Tage. Nach den neuesten Meldungen will der rosaTelefonriese das britische Mobilfunkunternehmen One-2-One kaufen. Laut Focus sind für den viertgrößten britischen Handybetreiber rund 31 Milliarden Mark geboten, laut der Welt am Sonntag gar 33 Milliarden. Dabei macht One-2-One aufgrund seiner starken Expansion auch im sechsten Jahr seines Bestehens noch Verluste, hat aber schon zwei Millionen Kunden zu bieten.

Ob die Telekom den Zuschlag erhält, ist noch offen. Besitzer ist neben Cable & Wireless auch der US-amerikanische Konzern MediaOne – und der wird derzeit verkauft (taz berichtete Samstag). Was die neuen Eigner von MediaOne nun wiederum mit der Mobilfunktochter One-2-One vorhaben, steht noch in den Sternen. Doch Telekom-Chef Ron Sommer mußte das Angebot jetzt auf den Tisch legen, weil noch ein oder zwei Konkurrenten hinter der britischen Firma her sind.

Das Manager Magazin meldet in seiner neuesten Ausgabe, daß Sommer auch den US-Fernverbindungskonzern Sprint unter seine Fittiche bringen möchte. Hier halten die Deutsche wie auch ihr bisheriger Partner France Telecom jeweils zehn Prozent der Aktien. Um den Rest von Sprint zu kaufen, wären nach derzeitigem Aktienkurs weit mehr als 30 Milliarden Dollar nötig. Zusammen mit dem Aktientausch, den die Deutsche mit der Telecom Italia plant, würden dann in den nächsten Monaten etwa 200 Milliarden Mark an Kapital und T-Aktien bewegt.

Ob die Telekom in Italien wirklich zum Zug kommt, ist weiter unklar. Anhaltend ist das öffentliche Murren der italienischen Regierung über die Aktienmehrheit des Bundes bei den künftigen deutschen Partnern. Außerdem haben sich laut Presseberichten einige italienische Industrielle gefunden, die den „Ausverkauf“ des italienischen Ex-Monopolisten an die Telekom verhindern wollen. Die Repubblica meldet, daß die Fiat-Besitzer Agnelli und die Versicherung Generali, beide T-Italia-Großaktionäre, bei Olivetti Aktien kaufen wollen, um die italienische Seite bei der Fusion zu stärken. Olivetti hatte schon vor der Deutschen Telekom ein Kaufangebot für die Italia abgegeben. Die Lage präsentiert sich also verworren wie ein Teller Spagetti. rem

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