: Querspalte
■ Yogis für Jugos
Schade, jetzt ist der Kosovo-Krieg bald vorbei. Aus, Schluß, Sense. Denn was dem Fischer-Plan oder der Tschernomyrdin-Vermittlung nicht gelang, bringt der „Maharishi-Effekt“: Yogi-Flieger statt Nato-Bomber.
Zur Zeit erhalten alle Bundestagsabgeordneten von der „Deutschen Meru-Gesellschaft“ Post. Genau, das sind jene Glaubenszausel, die bei jeder Wahl mit dem Versprechen antreten, bald könnten wir alle wie sie im Schneidersitz durch die Gegend fliegen und das harmonische Gefühl von Friede, Freude, Sidhikuchen verspüren. Die „Merus“ bieten den Volksvertretern ihren „wissenschaftlich bestätigten Friedensplan für das Kosovo“ an. Denn nur sie kennen die Ursache der Gewalt: das „streßbedingte falsche Denken und Werten des serbischen Regierungschefs und auch des gesamten serbischen Volkes“. Wie wahr, Miloevic steht mächtig unter Streß. „Sachmitteleinsätze“ könnten gegen das „straffällig gewordene Kollektivverhalten eines ganzen Volkes“ nicht helfen. Kurze Zwischenfrage: Wie kann eigentlich ein Verhalten straffällig werden? Oder meinen die Yogis, daß die Jugos als ganzes Volk straffällig geworden seien? Gemein! Das ist aber keine allzu friedfertige Ansicht. „Innerhalb von ca. 12 Wochen“ sollte die Bundesregierung „eine Gruppe von 2.000 Soldaten in die Vedischen Friedenstechnologien einweisen lassen“. Wer hier eingewiesen werden muß, ist noch die Frage. Aber man sieht es schon vor sich, wie 2.000 Yogi-Flieger in den jugoslawischen Luftraum eindringen, im Kosovo landen und Arkans „Schwarze Tiger“ mit ihren Meditiationswaffen in den Schlaf der Gerechten fallen lassen: „Schon in kürzester Zeit würden die von Haß bestimmten serbischen Kriegshandlungen abklingen.“ Schließlich käme es zu einer „Verbesserung der neuronalen Gehirnfunktion“. Was, wie man sieht, bei den Yogis einwandfrei funktioniert. Michael Ringel
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen