piwik no script img

Gedächtniskirche wird Litfaßsäule

■ Dringend sanierungsbedürftiges Berliner Wahrzeichen soll mit Hilfe von Sponsoren restauriert werden. Grüne: Denkmalensemble wird der Lächerlichkeit preisgegeben

Der Glockenturm der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche soll zeitweise zu einer riesigen „Litfaßsäule“ umfunktioniert werden. Für die Dauer anstehender Restaurierungsarbeiten sollen ab dem 3. Mai an den Baugerüsten sechs Werbeposter mit einer Gesamtfläche von über 2.000 Quadratmetern angebracht werden.

Angesichts leerer Kirchenkassen könnten die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten an dem denkmalgeschützten Ensemble nur mit Hilfe eines Sponsors finanziert werden, begründete Pfarrerin Sylvia von Kekule den Beschluß der Gemeinde. Die geplante Vermietung des Turms als Werbefläche sei eine Möglichkeit, zusätzliche Einnahmen zu erschließen, ohne „Gottes Wort zu einer käuflichen Ware verkommen zu lassen“.

Die Charlottenburger Bezirksverordnete Cornela Biermann (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte dagegen, die Verkleidung des Kirchturms als „gigantische Reklamesäule“ gäbe das gesamte Ensemble der Lächerlichkeit preis.

Der neue Turm des Berliner Wahrzeichens ist den Angaben nach vom Verfall bedroht, da der Beton von feinen Haarrissen durchzogen ist. Die 1895 eingeweihte „alte“ Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde 1945 zur Ruine ausgebombt. Im Dezember 1961 wurde der Neubau eingeweiht. epd/taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen