: Hamburg baut den Mini-Airbus
■ A 318 soll an der Elbe montiert werden. Hoffnungen auf den Zuschlag beim Riesenjumbo A 3XX sind damit gedämpft
Hamburg (taz) – Seit gestern ist eine Entscheidung offiziell, über die in Hamburg bereits seit einer Woche heftig spekuliert wurde. Das europäische Flugzeugkonsortium Airbus Industrie wird den neuen Mini-Airbus A 318 mit 107 Sitzen in der Hansestadt bauen. Standort der Endmontage ist das Werk von DaimlerChrysler Aerospace (Dasa) im Stadtteil Finkenwerder direkt an der Elbe. Nach dem Wunsch des rot-grünen Hamburger Senats soll dort jedoch der projektierte Riesen-Airbus A 3XX hergestellt werden. Beides sei „völlig unabhängig voneinander“, beteuert Dasa-Sprecher Theodor Benien. Die Entscheidung von Airbus, den A 318 in Hamburg zu bauen, bedeute nicht zwangsläufig, daß die prestigeträchtige Endmontage des Jumbos nicht auch in der Hansestadt erfolgen könne.
Hamburg und Toulouse in Südfrankreich konkurrieren hart um diese Standortentscheidung, an die bis zu 4.000 zusätzliche Arbeitsplätze geknüpft sein sollen. Den weiteren Mitbietern Rostock, St. Nazaire (Frankreich) und Sevilla (Spanien) werden nur noch geringe Chancen eingeräumt. Hamburg will seine Bewerbung um die Produktion des A 3XX „in vollem Umfang“ aufrechterhalten, heißt es aus der Wirtschaftsbehörde. Sollte die Entscheidung von Airbus über den A 3XX, mit der im Laufe dieses Jahres zu rechnen ist, für Hamburg ausfallen, werde umgehend begonnen, die Elbbucht Mühlenberger Loch zuzuschütten. Der rot- grüne Senat hatte nach langwierigen internen Querelen beschlossen, das ökologisch hochwertige Vogelschutzgebiet direkt neben dem Dasa-Werk als Erweiterungsfläche für die Montage des Riesenvogels A 3XX zur Verfügung zu stellen.
Die Produktion des A 318, die im Herbst 2000 beginnen soll, ist koalitionspolitisch unproblematisch, weil dafür keine neue Flächen benötigt werden. Während es sich bei dem A 3XX um ein völlig neues Flugzeug handelt, das mit einem Aufwand von zehn bis zwölf Milliarden Dollar entwikkelt werden müßte, gilt die Ableitung des A 318 aus dem bereits in Hamburg hergestellten A 319 nach Dasa-Angaben als logistisch und betriebswirtschaftlich naheliegend. Positive Auswirkungen auf die Arbeitsplätze sind allerdings noch nicht absehbar: „Das hängt von der Auftragslage im Jahr 2002 ab“, sagt Benien.
Trotz aller Dementis ist jedoch folgendes Szenario realistisch. Der Bau des A 3XX wird nach Toulouse vergeben, und die Franzosen geben zum Ausgleich die Produktion des Erfolgsmodells A 320 an die Hamburger ab. Sven-Michael Veit
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