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Schicksalstag für Adlershof

■  Hauptausschuß entscheidet heute über beschleunigtes Umzugskonzept für Humboldt-Uni. Die Hochschule soll in einen leerstehenden Bürokoloß einziehen – und dafür zahlen

Die Studenten schlagen Alarm: Wenn der Hauptausschuß des Abgeordnetenhauses heute dem Konzept zur „beschleunigten Verlagerung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultäten der Humboldt-Universität“ nach Adlershof zustimmt, dann drohe die Vision vom Wissenschaftspark „der üblichen Berliner Mißwirtschaft zum Opfer zu fallen“.

Kein Geheimnis ist, daß Adlershof wie die anderen städtischen Entwicklungsgebiete auch bislang alles andere als floriert. Die eklatanteste Fehlinvestition der landeseigenen Betreibergesellschaft Wista: ein großer Bürokomplex namens „Wista Business Center“ (WBC), der eigentlich Dienstleister wie Rechtsanwälte und Steuerberater aufnehmen sollte – und außerdem die Gründerfirmen nach dem Auslaufen der Förderung. Das WBC war aber bereits fertiggestellt, als sich die ersten Gründer gerade angesiedelt hatten, und von Dienstleistern war weit und breit keine Spur. Das WBC stand leer.

Jetzt soll das Finanzloch aus dem Etat der Humboldt-Universität gestopft werden. Das Institut für Informatik ist dort bereits eingezogen, die Mathematiker sollen bald folgen. Im Jahr 2007 soll die Humboldt-Universität das Gebäude mit Investitionsmitteln von Bund und Land kaufen. Bis dahin fallen 27 Millionen Mark Miete an, die die Hochschule aus dem eigenen Etat bestreiten muß, vornehmlich durch den Verzicht auf dringend nötige Baumaßnahmen an den Uni-Gebäuden in Mitte.

Die zunächst widerstrebende HU hat sich trotzdem entschlossen, der Konstruktion zuzustimmen. Denn der Umzug nach Adlershof beschleunigt sich dadurch: Weil der Kaufpreis für die Mathematik- und Informatik-Flächen im WBC, eigentlich für sofortige Neubauten eingeplant, erst im Jahr 2007 fällig wird, können andere Bauten vorgezogen werden: Psychologie, Geographie und die Mensa um vier Jahre, Physik, Bibliothek und Rechenzentrum um ein Jahr. Durch diese Beschleunigung, so HU-Kanzler Rainer Neumann, ließen sich für die Naturwissenschaften in Adlershof „Pflöcke setzen“. Das sei um so wichtiger, als das „Vertrauen in die langfristige Investitionsplanung des Landes nicht sehr groß“ sei. Im Klartext: Lieber schnell nach Adlershof, bevor die Pläne erneut abgespeckt werden.

Denn vorerst hat Neumann noch die Zusage des Berliner Senats, daß es bei einem Investitionsvolumen von insgesamt 550 Millionen Mark in Adlershof bleibt. Weil das WBC billiger sei als die geplanten Neubauten für Informatik und Mathematik, könnten damit sogar rund tausend Quadratmeter zusätzlich gebaut werden.

Vom ursprünglichen Konzept eines Campus aus einem Guß müßte sich die HU gleichwohl verabschieden, wenn der Hauptausschuß dem Konzept heute zustimmt. Daß das WBC für den Uni-Betrieb nicht optimal ist, weiß auch Neumann. Aber: „Wer sagt denn, daß wir bei Neubauten all unsere Vorstellungen durchgesetzt hätten?“ Ralph Bollmann

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