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Alte Oper wieder neu

■ Die Vorschau: In Varrel wird heute eine verschollen geglaubte Oper aufgeführt

Für den Musiktheoretiker Johann Adolf Scheibe, in Musikerkreisen hinlänglich bekannt als Kritiker des aus seiner Sicht schwulstigen Johann Sebastian Bach, war Reinhard Keiser „das vielleicht größte Original-Genie, das Deutschland jemals hervorgebracht hat“. Knapp hundert Jahre nach der Geburt der Gattung Oper in Florenz hat Reinhard Keiser „Der geliebte Adonis“ geschrieben. Und dieses 1697 geschriebene Kleinod gibt es heute abend um 19 Uhr in der Gutsscheune Varrel/Stuhr zu hören.

Ausgegraben und in jahrelanger Arbeit rekonstruiert hat das Werk der Musikwissenschaftler und Lautenist Thomas Ihlenfeldt, der es mit seiner 1990 gegründeten „Capella Orlandi Bremen“ auch aufführt. Diese Produktion von Radio Bremen ist der „gerettete Rest“ eines noch von Radio-Bremen-Redakteur Helmuth Schaarschmidt geplanten, letztlich aber nicht verwirklichten „Pro Musiqua Antiqua“-Festivals.

Reinhard Keiser wurde im Jahr der Komposition von „Der geliebte Adonis“ im Alter von 23 Jahren Kapellmeister der Hamburger Oper am Gänsemarkt. Er starb 1739. Von seinen über 60 Opern besitzen wir noch neunzehn. Seine Oper „Pomona“ hat die „Capella Orlandi Bremen“ 1996 mit großem Erfolg an der Komischen Oper Berlin aufgeführt.

In der in Stuhr aufgeführten Oper, die seit Jahrhunderten als verschollen galt und nun praktisch eine zweite Uraufführung erleben wird, geht es um die Liebe zwischen der Göttin Venus und dem sterblichen Adonis. usl

„Der geliebte Adonis“, heute abend um 19 Uhr in der Scheune Varrel in Stuhr

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