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Nato greift an – Serbien im Dunkeln

■ Bomben auf Elektrizitätswerke sollen militärische Kommandostruktur beschädigen. Lichter erlöschen im größten Teil Serbiens. Neuer Angriff auf Bus im Kosovo gemeldet. 14.000 Nato-Einsätze seit Kriegsbeginn

Brüssel/Belgrad (dpa/AFP/taz) – Ins Dunkel getaucht haben Nato-Angriffe in der Nacht zu Montag zwei Drittel Serbiens. Nach der Zerstörung von Brücken sowie Radio- und Fernsehstationen stand mit der Stromversorgung ein weiterer Bereich der Infrastruktur unter Beschuß. Luftangriffe auf Umspannwerke und Überlandleitungen führten fast überall zu Stromausfällen, auch die Wasserversorgung wurde beeinträchtigt. Mittags gab es in Teilen von Belgrad und anderen Städten wieder Strom und Wasser. Gestern drohte die Nato mit weiteren Angriffen auf zentrale Energieanlagen.

Für die Nato handelt es sich bei der Stromversorgung um ein militärisches Ziel, nämlich die vorübergehende Lahmlegung des Kommando- und Kontrollsystems der Armee. Ein solches System ohne Strom sei nicht mehr als „Kabel, Metall und Plastik“, sagte Nato-Sprecher Jamie Shea. Die Nato habe dem jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević gezeigt, daß sie den Strom für seine Militärmaschine jederzeit abstellen könne. Shea betonte, Ziel der Allianz sei es nicht, die Bevölkerung von der Stromversorgung abzuschneiden.

Die Nato setzte bei ihren Angriffen erstmals Graphitbomben ein, die in großer Höhe über Elektrizitätswerken und anderen elektronischen Einrichtungen abgeworfen wurden. Dabei setzen sie eine Wolke von Graphitteilchen frei, die Kurzschlüsse verursachen. Die Anlagen werden dabei nach Nato-Angaben nicht zerstört, sondern müssen gereinigt werden.

Solche Angriffe erhöhen jedoch nicht nur den „psychologischen Druck“ der Allianz auf die Militärmaschinerie von Milošević, die im Zweifelsfall über Generatoren verfügt, sondern auch auf die Bevölkerung, denn der Ausfall von Strom und Wasser ist für alle direkt spürbar. In dem Maße, wie die Nato ihre bisherige Strategie der Luftangriffe aus großer Höhe zum Schutz ihrer eigenen Piloten beibehält, ist damit zu rechnen, daß es vermehrt zu Angriffen auf leicht auszumachende Objekte kommt, die nicht militärische Ziele im eigentlichen Sinne sind. In diesem Fall wird die Bevölkerung verstärkt zur Leidtragenden – wie auch schon durch die Zunahme der Arbeitslosigkeit infolge der Bombardierung von Fabriken.

Die tägliche Erfolgsmeldung aus Brüssel blieb auch gestern nicht aus. In den vergangenen 24 Stunden wurden, so Shea, die bislang intensivsten Angriffe geflogen. Die Zahl der Flüge sei auf mehr als 14.000 seit Beginn des Krieges gestiegen. Serbischen Angaben zufolge wurde gestern mittag erneut ein besetzter Bus im Kosovo getroffen. Dabei seien siebzehn Menschen getötet und zwanzig verletzt worden.

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