Jungspunte

Die Lange Nacht der jungen Dramatiker stellt acht Dramatiker vor  ■ Von Claude Jansen

Sie heißen Disco Pigs,Trainspotting, Shoppen & Ficken oder Headstate. Sie kommen aus dem englischsprachigen Raum und kaum ein Schauspielhaus, das sich für jung und modern hält, möchte in den aktuellen Spielplänen auf sie verzichten. Ihre genaue Bezeichnung: Drama. Ein Drama ist allerdings auch, daß es hierzulande zu wenig junge Dramatiker gibt. Was ist nur mit dem Nachwuchs los, muß man sich ausgerechnet im Land der Dichter und Denker fragen. Entweder es gibt ihn nicht, oder niemand hat ein Interesse daran, ihn ausfindig zu machen.

Doch Chauvinismus wäre der letzte Grund, die Suche nach jungen deutschen Schreibern zu rechtfertigen. Hier wird die Not zur Tugend gemacht, denn die Anleihen aus den benachbarten Länder reichen nicht aus, um den Hunger nach neuen Geschichten und das Reformationsbedürfnis an den hiesigen Theaterinstitutionen zu stillen. Außerdem sollen die Inhalte auf eigene Geschichten verweisen. Deshalb sollten sie möglichst authentisch sein, die neuen Dramen, und den Zeitgeist widerspiegeln. Aber auch konkret und leicht, mit populären Inhalten und einer angemessenen Sprache. Bestenfalls auch noch politisch wie ihre angelsächsischen Vorbilder.

Die Suche danach erweist sich schon deshalb als besonders schwierig, weil die Disziplin des „szenischen Schreibens“ nicht explizit an deutschen Universitäten etabliert wurde. Die Lange Nacht der jungen Dramatiker soll dem nun entgegenwirken. Wer sich eine Slam-Poetry-Veranstaltung ausmalt, sei gewarnt. Diese Nacht wird nicht zum literarischen Wetteifern ausgerichtet. Hier wird kein Publikum dazu aufgefordert, den Vortragenden eine Bierflasche gegen die Stirn zu werfen, nur weil ein Text nicht so recht gefallen mag. Diese Veranstaltung meint es ernst.

Junge Autorinnen und Autoren werden geladen, um Auszüge aus zum Teil unveröffentlichten Manuskripten zu lesen. Acht junge Schreiber werden es sein, alle im Alter zwischen 25 und 35, die aus unterschiedlichen Beweggründen und Ausbildungszweigen ihre Liebe zum szenischen Schreiben entdeckt haben. Sie heißen Andreas Laudert, Biljana Srbljanovic, Wilfried Happel, Steffen Kopetzky, Robert Wolf, Thea Dorn, Albert Ostermaier und Theresia Walter (Fotos von li. ob. nach re. u.). Alle haben sie schon Theaterstücke geschrieben, die an unterschiedlichen Häusern das Licht der Theaterwelt erblicken durften. Vielleicht werden die Namen ja eines Tages in großen Leuchtbuchstaben an den Außenwänden der großen Theater dieses Landes erscheinen.

Wer Befürchtungen heget, diesem nächtlichen Marathon nicht gewachsen zu sein, sollte trotzdem das Wagnis eingehen. Denn Bernd Begemann, der Liedersänger aus Hamburg, wird für entspannte Unterhaltung sorgen und dabei Texte liefern, die in ihrer Dramatik kaum zu übertreffen sind. Dazu gibt es kalte Getränke und heiße Diskussionen. Und wenn die Müdigkeit dann doch eintritt, darf das altbewährte Motto geltend gemacht werden: Rausgehen kann man immer.

Fr, 7. Mai, 20 Uhr, Kantine des Deutschen Schauspielhaus