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Bockwurst und das ABC

■ Heftiger Streit über Sprachtests für ausländische Schüler in der Bürgerschaft

Das Wort brachte die Konservativen auf die Palme: als „Herrschaftsinstrument“, warf die bildungspolitische Sprecherin der GAL, Christa Goetsch, der CDU vor, benutze diese die Mehrheitssprache Deutsch. Goetsch bezog sich damit in der gestrigen Fragestunde der Hamburger Bürgerschaft auf einen Vorschlag der Opposition von voriger Woche, ausländische Kinder vor ihrer Einschulung Deutsch-Sprachtests machen zu lassen. „Das ist Ausgrenzung par excellence“, so Goetsch, „wer hätte gedacht, daß die Christdemokraten nach der unsäglichen Kampagne zum Doppelpass auf noch perfidere Steigerungen kommen?“

Die Konservativen fühlten sich ganz zu Unrecht beschuldigt. „Wir wollen nur erreichen, daß bei mangelnden Deutschkenntnissen rechtzeitig eingegriffen wird“, betonte die Abgeordnete Bettina Macha-czek. Dazu fordert die CDU zusätzliche Deutschkurse vor der Einschulung und im ersten Schuljahr. Fraktionschef Ole von Beust verwies auf die „Verzweiflung“ deutscher Eltern beispielsweise auf der Veddel und in Wilhelmsburg. Es könne nicht angehen, daß ihre Kinder dort wegen der mangelnden Deutschkenntnisse ausländischer ABC-Schützen „nicht die gleichen Chancen haben wie in Blankenese“.

Eine „germanophile Rolle rückwärts“ erkannte in derartigen Überlegungen der SPD-Fraktionsvorsitzende Holger Christier: „Diese Kinder leben mit Zweisprachigkeit. Sprachtests sind da ein ganz falsches Signal.“ Der GAL-Abgeordnete Mahmut Erdem warf der CDU vor, eine deutsche „Monokultur von Bockwurst und Sauerkraut“ zu fördern. Etwas versöhnlicher war die Rede des SPD-Abgeorneten Erhard Pumm. Er bescheinigte der CDU immerhin den Willen, sich der Integration zuzuwenden.

Die Frage, was unter diesem Begriff zu verstehen sei, entwickelte sich gestern in der Bürgerschaft fast schon zum wissenschaftlichen Disput. Roland Salchow von der CDU bemühte gar eine lexikalische Definition, um dann aber doch noch seine eigene zu präsentieren: „Es geht um ein Miteinander und um Chancengleichheit.“ Diese Motivation ausgerechnet von Seiten der Konservativen hielt die SPD-Abgeordnete Erika Woisin für unglaubwürdig: „Die CDU will wie immer sortieren.“ Heike Dierbach

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