: Im Schnellzug durch den Elbtunnel
Alternative zur Autobahn: SPD, Verkehrsverbände und der BUND legen detailliertes Konzept für Bahnring um Hamburg vor ■ Von Gernot Knödler
Es gibt eine Alternative zum derzeit geplanten Ring von Autobahnen um Hamburg herum. Das zumindest glauben der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschlang (BUND), der Arbeitskreis Verkehr der Hamburger SPD, die Verkehrsclubs VCD, ADFC und Pro Bahn sowie die Eisenbahnergewerkschaft (GdED). Sie haben gestern vorgeschlagen, das für die Autobahnen vorgesehene Geld in Wiederauf- und Neubau von Bahnstrecken zu stecken. Stück für Stück entstünde so ein Bahnring, der den erwarteten Verkehrszuwachs der kommenden Jahre aufnehmen könnte. Weil für viele dieser Schienenstränge bereits vorhandene Trassen genutzt werden könnten, wäre das Planungsrisiko geringer als beim Autobahnbau.
Das Verkehrsbündnis will mit dem Bahnring vor allem den Güterverkehr auf die Schiene lenken. Dieser werde in den nächsten zehn bis 15 Jahren extrem zunehmen. Ohne politisches Gegensteuern flösse das meiste davon auf die Straße – dabei stoßen die Diesel-Lastwagen nach Angaben des VCD (Verkehrsclub Deutschland) heute schon mehr Stickoxide und krebserregende Rußpartikel aus als alle PkW zusammengenommen.
Als vordringlichstes Problem sieht das Verkehrsbündnis den Nord-Süd-Verkehr durch den Raum Hamburg, der sich vervierfachen werde. Um die Laster auf dem Weg von und nach Skandinavien um die Stadt herumzuleiten, soll mit dem Bau des Bahnrings daher möglichst bald im Süden und Osten Hamburgs begonnen werden. Dazu würde die Strecke Neumünster – Bad Segeberg – Bad Oldesloe – Trittau – Schwarzenbek und Bad Oldesloe – Ratzeburg wieder aufgebaut. Im Süden würde die Verbindung Lüneburg – Mechtersen – Jesteburg – Buchholz wiederhergestellt. Somit wäre in den Augen des Verkehrsbündnisses die A 21 unnötig.
Im Westen soll der Eisenbahnring die A 20 und die A 26 überflüssig machen. Dazu würde nach dem Konzept die Strecke Elmshorn – Pinneberg viergleisig ausgebaut und von Altona aus ein zweigleisiger Eisenbahn-Elbtunnel bis Waltershof gegraben. Der Bahnhof Altona bliebe erhalten, würde allerdings nach Norden mitten aufs Gleisgelände gerückt. Er würde Nord-Süd-Durchfahrten und solche von Pinneberg zum Hauptbahnhof ermöglichen. Für Pendler aus dem Raum Stade würde durch den Tunnel die Bahn attraktiv, da sie direkt in die westliche Innenstadt führen würde. Letzter Schritt könnte die Schließung des Rings im Norden und Süden sein.
Der Bahnexperte der Handelskammer, Martin Kruse, hält diese Pläne für „nicht besonders sinnvoll“. Seiner Ansicht nach würde es ausreichen, zwei Engpässe im Schienennetz zu beseitigen, um für die prognostizierte Zunahme des Bahnverkehrs gewappnet zu sein: die Hochbrücke bei Rendsburg und die Strecke Elmshorn-Pinneberg, die drei Gleise haben müßte.
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