007 hilft Schottlands Nationalisten

■ Heute wählen die Schottinnen ihr Parlament. Dank Einsatz von Sean Connery hat Labour ein Problem. In Wales sieht es besser aus

Dublin (taz) – Man hatte sie zu früh abgeschrieben. Die Scottish National Party (SNP), die für die Unabhängigkeit Schottlands eintritt, lag vor ein paar Wochen bei Meinungsumfragen noch weit hinter der Labour Party zurück. Bei den Wahlen zum teilautonomen schottischen Parlament, die heute zum ersten Mal in fast 300 Jahren stattfinden, schien eine absolute Mehrheit für Tony Blairs Partei ausgemachte Sache.

SNP-Chef Alex Salmond hatte sein Versprechen von Steuerkürzungen in Schottland zurückgenommen und dann bezeichnete er auch noch den Nato-Krieg in Jugoslawien als „unverzeihliche Torheit“. Labour nutzte die Gunst der Stunde: Außenminister Robin Cook packte ein paar Kosovo-Flüchtlinge ins Flugzeug und reiste mit ihnen nach Glasgow zu einer Pressekonferenz. Die Botschaft war einfach: Wer gegen Mord und Vergewaltigung der Flüchtlinge ist, wählt Labour.

Doch seitdem hat sich das Blatt gewendet. Die SNP liegt bei der Erststimme, mit der Kandidaten direkt gewählt werden, nur noch elf Prozent hinter Labour, bei der wichtigen Listenwahl – rund ein Drittel der 129 Mandate werden nach dem Verhältniswahlrecht vergeben – nur drei Prozent. Das würde der Partei 45 Sitze einbringen, nur fünf weniger als Labour.

Ihren Aufschwung verdankt die SNP der Änderung ihrer Taktik. Sie strich die tägliche Pressekonferenz vor überwiegend feindseligen Medienvertretern und schickte die Kandidaten in die Wahlkreise, wo sie direkt mit den WählerInnen sprachen. Vor allem bis dato unentschlossene WählerInnen – das waren vor drei Wochen noch 20 Prozent – entschieden sich zum Großteil für die SNP.

Die Umfrage fand vor der Stippvisite des weltweit berühmtesten Schotten statt: Sean Connery alias James Bond rief bei einer Pressekonferenz zur Wahl der SNP auf, drehte einen Werbespot für den Wahlkampf und reiste zurück ins Steuerexil auf die Bahamas. Da er nicht in Schottland lebt, darf er heute auch nicht wählen.

Der fundamentalistische Parteiflügel kritisierte Salmond, daß er die Unabhängigkeit Schottlands nicht zum zentralen Punkt seiner Wahlkampagne gemacht hatte. Doch die Liberalen Demokraten, die nach manchen Prognosen sogar eine Regierung mit der SNP bilden könnten, stellten die Vorbedingung, daß die Nationalisten auf ihr Referendum für Unabhängigkeit verzichten müssen.

In Wales, wo heute eine 60köpfige Versammlung mit weit weniger Befugnissen als das schottische Parlament gewählt wird, hat Labour weniger Sorgen: Alles andere als eine absolute Mehrheit wäre eine Überraschung. Plaid Cymru, die nationalistische Partei, hofft, endlich Liberale und Tories überflügeln zu können.

Für Tory-Chef William Hague hängt ohnehin mehr von den Kommunalwahlen ab. In einem Drittel der englischen Kommunen wird heute ebenfalls gewählt. Beim letzten Mal vor vier Jahren verloren die Tories mehr als 2.000 Sitze. Parteistrategen räumen ein, daß sie heute mindestens tausend Sitze zurückgewinnen müssen, um sich wieder ins Gespräch zu bringen. Fallen sie dagegen hinter die 31 Prozent bei den Parlamentswahlen von 1997 zurück, dürften Hagues Tage gezählt sein. Ralf Sotscheck