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KommentarEndlich getraut

■ Warum die Hamburger Ehe nicht spießig, sondern schon lange überfällig ist

Daß sich Schwule und Lesben seit gestern vor dem Hamburger Standesamt zueinander bekennen können, ist ein Fortschritt in der Gleichstellungspolitik – unabhängig davon, welche Meinung man zur Ehe an sich hat.

Manche KritikerInnen, Homos wie Heteras, sehen das zwar anders. Sie werfen den Paaren vor, mit ihrem Wunsch nach einem staatlichen Zeremoniell blieben sie traditionellen, romantisch-verklärten Denkschemata verhaftet, die es zu überwinden gelte.

Aber erstens haben auch Schwule und Lesben ein Recht, bürgerlich zu sein. Zweitens war die bisherige Weigerung des Staates, gleichgeschlechtliche Paare bürokratisch zur Kenntnis zu nehmen, eine Diskriminierung. Homosexuelle hatten bei der Gestaltung ihrer Partnerschaft eine Option weniger. Das mußte sich ändern, und zwar schnell. Da die Alternative, die Institution Ehe für alle zu streichen, in nächster Zeit kaum zu realisieren ist, blieb vorerst nur diese Lösung – die allerdings noch daran krankt, daß die „verheirateten“ Schwulen und Lesben immer noch nicht dieselben Rechte in Bezug auf Finanzen, Wohnen oder Adoption haben wie heterosexuelle Getraute.

Nun kann man einwenden, daß genau diese Rechte auch für alle unverheirateten Paare – ob hetero- oder homo-, bisexuell oder was auch immer, gelten müßten. Das ist richtig – aber es ist ein anderer Kampf. Er wird durch die Hamburger Ehe weder schwerer noch leichter.

Warum also soll man homosexuellen Paaren nicht das gönnen, was sie nun mal für ihr Glück wichtig finden?

Heike Dierbach

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