: Unkontrolliert spritzen
■ Methadonprogramm bleibt, wie es ist
Über das „ob“ waren sich Regierungsfraktionen und Opposition selten einig, sowohl in der Frage der Methadonsubstitution von Süchtigen als auch bei der legalisierten Abgabe von Heroin im Rahmen eines Modellversuches. Das von Rot-Grün „nachlässig“ gestaltete „wie“ allerdings sei ein Signal, „daß hier etwas aus dem Ruder läuft“, erklärte der CDU-Abgeordnete Dietrich Wersich gestern in der Bürgerschaft.
Wersich erinnerte an mehrere Angehörige von Süchtigen, die im vorigen Jahr nach versehentlicher Methadoneinnahme gestorben waren. Laut einer Studie des Institutes für Rechtsmedizin an der Uni sei Methadon erstmals zur häufigsten Ursache für Drogentode geworden. Die CDU beantragte deshalb – erfolglos – eine stärkere Kontrolle der Abgabe, etwa durch Urinproben und eine zentrale Meldestelle. Derzeit erhalten in Hamburg 3000 Süchtige auf ärztliches Rezept in Apotheken und Drogenambulanzen Methadon – in Dosen bis zu einer Woche. Bei höheren Auflagen, betonte der SPD-Abgeordnete Martin Schäfer, „kommen die einfach nicht mehr“. Schäfer wandte sich auch gegen den Vorschlag der CDU, im Heroin-Modellversuch nur Schwerstkranke zu behandeln: „Das schließt zu viele aus. Außerdem brauchen wir Erkenntnisse über verschiedene Gruppen.“ Der Heroin-Modellversuch der Bundesregierung soll im ersten Quartal 2000 in Hamburg anlaufen – mit Zustimmung der CDU. An der genauen Struktur wird derzeit noch gearbeitet.
Komplett einig waren sich die Fraktionen schließlich bei einem anderen Antrag der Union: Die Rufbereitschaft für Opfer von Sexualdelikten soll künftig immer mit zwei PolizistInnen – einem Mann und einer Frau – besetzt sein. Bisher wurde gegebenenfalls Beamt-Innen aus einem anderen Bereich gerufen, die aber keine spezielle Ausbildung in der Befragung von Sexualopfern haben.
Heike Dierbach
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