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Die gute Lobby tagt im Séparée

■ Das neue FU-Kuratorium traf erstmals zusammen. Doch die Prominenz des Gremiums mied die universitäre Öffentlichkeit und tagte im Roten Rathaus überwiegend hinter verschlossenen Türen

Große Namen hat die Freie Universität (FU) da für ihr Kuratorium an Land gezogen – zwei Damen, die Ämter innehaben, und drei Herren, die Ämter innehatten: Jutta Limbach, Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts; Heidi Diggelmann, Präsidentin des Forschungsrats der Schweizer Wissenschaftsstiftung; der frühere Bahnchef Heinz Dürr; der frühere Gewerkschaftsboß Hermann Rappe; der frühere Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Wolfgang Frühwald. Diese Fünferbande ist mit dem Wissenschaftssenator und vier Vertretern der Universität gestern zur ersten Sitzung des neuen FU-Kuratoriums zusammengetroffen.

„Ein schlechtes Gewissen nach innen und eine gute Lobby nach außen“ sollten die externen Kuratoren für die FU sein, hatte die Hochschule stolz verkündet. Doch zwischenzeitlich hatte es sich FU-Vizepräsident Peter Gaehtgens anscheinend anders überlegt. Im Gegensatz zur Humboldt-Uni, die ihre nicht weniger prominente Kuratoriumsriege gleich stolz der Presse präsentierte, mühte sich die FU nach Kräften, ihre fünf Freunde vor den Augen der Öffentlichkeit zu verbergen.

Aus Angst vor studentischen Störmanövern, pardon: um die Verbindung der Universität mit der Stadt zu demonstrieren, hatte sich das Gremium nicht an der FU, sondern im Roten Rathaus getroffen. Dort hatte Präsidialamtsleiter Peter Lange, der Zerberus der universitären Geheimniskrämerei, ein eigenwilliges Arrangement getroffen. Es bestand aus zwei Sitzungssälen – einem größeren, in dem die Öffentlichkeit dem Vorgeplänkel lauschen durfte, und einem kleineren, in den sich das Gremium zur eigentlichen Sitzung zurückzog.

Der doppelte Aufwand war nötig, weil nach dem Berliner Hochschulgesetz alle Uni-Gremien öffentlich tagen müssen – es sei denn, das Gremium schließt die Öffentlichkeit ausdrücklich aus. Daß sie von dieser Klausel Gebrauch machen würden, daran ließen die eingeflogenen Damen und Herren von Anfang an keinen Zweifel. Nur mit Mühe ertrugen sie den Versuch eines studentischen Personalratsvertreters, einen Mißbilligungsantrag gegen den FU-Kanzler vorzubringen. „Lassen Sie uns die Diskussion jetzt beenden“, bürstete Gaehtgens die Wortmeldung ab, „es ist so, wie es ist“.

Schon beim zweiten Tagesordnungspunkt, der Wahl eines Vorsitzenden für das neue Gremium, wurde der Gewerkschafter Rappe ungeduldig – und beantragte den Rückzug in Sitzungssaal Nummer zwei. „Mit mir geht sowas nicht“, entrüstete er sich über die Gegenrede einer Studentin, „ich mach so'n Zirkus nicht mit“. Sieben von zehn Kuratoren gaben ihm recht, das Kuratorium verschwand.

Schon eine Viertelstunde später öffneten sich die Türen des Konklaves. „Das ist ja wie vor Gericht“, raunte ein Zuschauer, „müssen wir jetzt aufstehen?“ Daß die Wahl auf Wolfgang Frühwald gefallen war, ließ sich nur daraus erschließen, daß der Münchner Germanist auf dem Stuhl des Vorsitzenden Platz nahm. Dann mußten die Kuratoren nur noch schnell eine Geschäftsordnung verabschieden, um sich wieder zurückziehen zu können. rab

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