: Heroinabgabe fraglich
■ Berlin zögert, sich am Modellprojekt zu beteiligen – denn im Herbst wird gewählt
Der Berliner Senat muß in der kommenden Woche entscheiden, ob sich die Hauptstadt an dem bundesweiten Modellprojekt zur ärztlich kontrollierten Heroinabgabe an Schwerstabhängige beteiligen will. Das Problem: In Berlin wird im Oktober gewählt, und vorher will kaum jemand Farbe bekennen. Doch jetzt hat die grüne Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer eine Deadline gesetzt. In einem Brief hat sie die zuständige Jugendsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) – und die politisch Verantwortlichen in den anderen 10 interessierten Städten – aufgefordert, „bis zum 15. 5. 1999 verbindlich mitzuteilen, ob und mit wieviel Probanden“ man teilnehmen will.
Stahmer muß nun auf eine Entscheidung im Senat drängen. Dort hat sie mit Innensenator Eckart Werthebach (CDU), der das Modellprojekt kategorisch ablehnt, einen schweren Gegner. Dieser könnte die Entscheidung blockieren – und damit seine Position durchsetzen. Denn meldet Berlin nicht in den kommenden Tagen seine Teilnahme an, könnte es damit aus dem Rennen sein.
Das befürchtet zumindest der grüne Sozialpolitiker Michael Haberkorn. „Nach der Wahl reicht der zeitliche Vorlauf nicht mehr, um die Infrastruktur und die finanziellen Mittel bereitzustellen“, so Haberkorn. Zudem sei der Modellversuch in der Schweiz genau wegen der Beliebigkeit des Einstiegs und der daraus folgenden fehlenden Vergleichbarkeit der Ergebnisse in den einzelnen Kommunen heftig kritisiert worden. Haberkorn: „Das will man in Bonn vermeiden.“ Dort aber heißt es vorsichtig: „Wenn Berlin erst später dazukommen will, muß in diesem Einzelfall politisch entschieden werden.“ Nach Stahmers Vorstellungen soll sich Berlin mit 200 Schwerstabhängigen an dem Modellprojekt beteiligen. Kostenpunkt: knapp sechs Millionen Mark. Sabine am Orde
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