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Do: Der Weg zum Schuhe schnüren

■ Deutsche Judo-Jugend-Meisterschaften in der Alsterdorfer Sporthalle

Do ist der Weg. Und das schon seit über tausend Jahren. Do wie Iaido, Aikido, Kendo, Taekwondo, Kyudo und eben auch Judo. Am Wochenende führte der Do rund 400 Judokas aus ganz Deutschland in die Alsterdorfer Sporthalle. In acht Gewichtsklassen wurden die Deutschen Meister der unter 17jährigen Frauen und unter 18jährigen Männer ermittel.

„Es ist schön, daß ein derart bedeutendes Turnier wieder einmal in Hamburg ausgerichtet werden konnte“, freut sich Hans-Werner Friel, erster Vorsitzende des Hamburger Judo-Verbandes (HJV). Er möchte diese Meisterschaft insbesondere als Werbung für den japanischen Zweikampfsport in der Hansestadt verstanden wissen. Der Stellenwert ist bereits seit Jahren unverändert erfreulich. Rund 5300 weißbekittelte HamburgerInnen – 3700 Männer und 1600 Frauen – haben den Mattenkampf als ihre liebste Freizeitbeschäftigung auserkoren. Nachwuchssorgen, wie in vielen anderen Sportarten, gibt es beim HJV nicht: 75 Prozent der in den Vereinen registrierten Judokas sind unter 18 Jahren. „Das ist generell im Judo so“, verdeutlicht Friel. Durch seine schnellen und wendigen Bewegungen ist der Sport für jüngere Jahrgänge prädestiniert. Aber dennoch könne es auch als lebensbegleitend gelten, da Ruhe und Ausgeglichenheit vermittelt würden.

Die in diesem Jahr erstmals ausgetragene Hamburger Mannschafts-Schulmeisterschaften hatten Ähnliches zum Zeil und eine große Resonanz. Neben dem Gewinn neuer Mitglieder sollte auch eine Möglichkeit der Gewaltprävention bei Jugendlichen vorgestellt werden. „Ein probates Mittel“, mein Marco Dietzen, angehender Sprotlehrer und selber seit 20 Jahren mit einem Knoten im Gürtel aktiv, „Judo bringt alle Voraussetzungen mit, um gewaltpräventiv zu arbeiten.“ Schließlich sei es auch ein geistiges Training, meint der 26jährige Übungsleiter. Zudem würden die Schüler lernen, respektvoll mit ihrem Gegner umzugehen.

Wer ideologische und persönliche Meinungsverschiedenheiten gern mit Händen und Füßen austrägt, entscheidet sich heute oft für den Gang zur Kampfsportschule. Auch im Judo gibt es „schwarze Schafe“, jedoch sind diese die Ausnahme. Für die Mehrzahl der Aktiven steht der sportliche und geschichtliche Aspekt im Mittelpunkt. Der ursprüngliche Hintergrund der jahrhundertealten Sportart liegt in der Selbstverteidigung von wandernden und meist unbewaffneten Mönchen. Sie trotzten damals der Unterdrückung durch den Staat und entwickelten mit bloßen Händen eine höchst eigenwillige Kampftechnik. Die Fülle an möglichen Techniken und Aktionen ist heute schier unenrschöpflich.

Die Teilnehmer der diesjährigen deutschen Titelkämpfe boten so ziemlich alles, was Judo attraktiv macht. Würfe gehörten ebenso ins Repertoire wie Fußtechniken oder Haltegriffe. Und selbst eine der zentralen Fragen, ob es schwierig sei, sich den Knoten in den Gürtel zu binden, wurde beantwortet: „Das ist wie Schuhe schnüren.“

Oliver Lück

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