: Seit 25 Jahren „Geben, Leihen, Schenken“
■ Als Vorreiter für „ethisches Investment“ gilt die GLS Gemeinschaftsbank. Im Juni feiert die 1974 in Bochum gegründete „Hausbank“ für Anthroposophen Jubiläum
„Geld regiert die Welt“ lautet die schnöde Ausführung eines Mottos, daß sich auch weitaus philantrophischer formulieren läßt: „Wir wenden uns an alle, die mit ihrem Geld Gesellschaft gestalten wollen.“ So definiert Thomas Jorberg, Geschäftsführer der GLS Gemeinschaftsbank e. G., die Zielgruppe seines Hauses.
Das Kürzel GLS steht für „Geben, Leihen, Schenken“ – mindestens zwei dieser Begriffe gehören nicht zum Standardvokabular der Bankerszene. Doch die Bochumer Genossenschaftsbank (mit Filialen in Stuttgart und Hamburg) ist auch nicht unbedingt typisch für die Branche. Sie diente lange Zeit vorrangig der Finanzierung von Projekten aus dem anthroposophischen Bereich. Auch heute noch ist sie erste Adresse für Gründungsinitiativen von Waldorfschulen und vergleichbare Projekte, und daß die Firma Weleda den zur Finanzierung ihrer Neubaupläne aufgelegten Fonds über die GLS-Bank abwickelt, versteht sich ebenfalls fast von selbst.
Daneben sind allerdings zunehmend Aktivitäten wie zum Beispiel Windenergie-Fonds getreten. Oberstes Prinzip ist in jedem Fall, daß Anleger genau verfolgen können, was mit ihrem Geld geschieht. Dafür muß der Aspekt der Gewinnmaximierung zurückstehen, doch das nehmen offenbar immer mehr Menschen in Kauf. Immerhin werben vermehrt auch „normale“ Banken für „soziale“, „ökologische“ und sonstwie politisch korrekte Kapitalanlagen.
Die GLS darf sich aber unbestritten eine Vorreiterrolle zugute halten. „Wir waren“, meint Jorberg, „die ersten in dem Bereich, den man ethisches Investment nennt – auch wenn wir uns mit diesem Begriff schwertun.“ Lieber nimmt man die weniger modische Vokabel „verwendungsorientiert“.
Zur nächsten Jahresversammlung der GLS-Bank vom 10. bis 12. Juni in Witten sind nicht nur die rund 12.000 Genossenschaftsmitglieder eingeladen, sondern wie üblich auch „Kunden und Freunde“. Zu feiern gilt es den Sprung über die 300-Millionen-Mark-Grenze der Bilanzsumme im vergangenen Februar und natürlich das 25jährige Bestehen des Instituts – selbstverständlich im Rahmen eines anspruchsvollen Programms inklusive einer „Kunstbetrachtung: Individualität im globalen Prozeß“. Tatsächlich keine Bank wie jede andere. Jochen Siemer ‚/B‘Informationen: GLS Gemeinschaftsbank, Postfach 100829, 44708 Bochum, Tel.: (02 34) 3 07 93-0, Internet: www.Gemeinschaftsbank.de
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