: „Hamburg muß sich dieses Projekt leisten“
■ Ideenwettbewerb zur Hafen-City startet mit Forum in der Speicherstadt
Im hölzernen Stadtmodell ist bereits tabula rasa, wo bald die Hafen-City gebaut werden soll. Den Ideenwettbewerb zur Erweiterung der Hamburger Innenstadt – der ersten planvollen seit dem Mittelalter – hat gestern die Stadtentwicklungsbehörde mit einem Forum eröffnet. Dieses soll Öffentlichkeit und Wett-bewerbsteilnehmerInnen darauf einstimmen, was der Senat von dem neuen Viertel erwartet und welche Probleme es dabei zu lösen gibt.
Hamburg plant für eine ungewisse Zukunft, wie Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) deutlich machte: Nachdem seit Mitte der 80er Jahre die Bevölkerung um 130.000 Menschen auf 1,7 Millionen zugenommen hatte, ist seit 1997 ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Die Prognosen für das Jahr 2010 schwanken. Während das statistische Landesamt mit 1,66 Millionen rechnet, geht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin von 1,8 Millionen EinwohnerInnen aus.
Die Bevölkerungsdynamik werde maßgeblich von politischen Entscheidungen gesteuert, sagte Maier. Alle Prognosen erwarteten jedoch einen Bevölkerungszuwachs für die Region Hamburg. In der Vergangenheit habe eine „massive Sub-Urbanisierung“ stattgefunden; noch heute zögen 9000 Menschen jährlich vor die Tore der Stadt. Arm und Reich werde auf diese Weise entmischt, die Stadt werde langweiliger, auch wirtschaftlich und ökologisch sei der Trend zum Wohnen in der Vorstadt unvernünftig.
Maier will dagegenhalten und gab sich in puncto Hafencity überzeugt: „Hamburg muß sich dieses Projekt geradezu leisten.“ Erst in der vergangenen Woche hatte die Immobilienfirma Engel & Völkers auf eine starke Nachfrage nach Eigenheimen und Eigentumswohnungen in der Stadt hingewiesen. Zur Zeit kämen hierfür nur die wenigen ehemaligen Industrieflächen und Baulücken in Frage. Wer nichts Adäquates findet, zieht raus.
Die 5000 Hafencity-Wohnungen, ein Teil von ihnen „in allerbester Lage mit Elbblick bis Brunsbüttel, fast“ und mit einer einzigartigen Industriekulisse, könnten nach Meinung des Senators diese Lücke füllen. Ihre Mischung mit Freizeit- und Bürogebäuden soll Fehler der Vergangenheit vermeiden. In keiner vergleichbaren Innenstadt wohnten so wenige Leute wie in der Hamburger.
Heute ab 11.30 Uhr und morgen ab 13 Uhr werden in weiteren Vorträgen die Schwierigkeiten vorgestellt, die mit dem große Vorhaben verbunden sind, etwa das Thema einer Verkehrsanbindung per Schiene – „keine Frage des Wollens sondern des Könnens“, wie Maier orakelte. Jeweils von 17 bis 21 Uhr stellen die Planer im Speicher Kehrwieder 3 ihre bisherigen Projekte vor. Gernot Knödler
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