: Zur Person
„Ich bin im letzten Moment davongekommen“, sagt Tuvia Rübner. Seine Eltern hatten den 1924 in Bratislava (Preßburg) geborenen Tobias 1941 in den rettenden Zug nach Palästina gesetzt. Die Großeltern, die Eltern und seine zwölfjährige Schwester waren zurückgeblieben. Er sollte sie nie wiedersehen.
Tobias alias Tuvia Rübner arbeitet jahrelang als Schafhirte im Kibbuz Merchavia. In dieser Zeit erinnert er sich an seine Kindheit und Heimat, formuliert Gedichte und schreibt sie abends auf. Zwölf Jahre lang dichtet er in seiner Muttersprache Deutsch. Dann lernt er die Emigranten Werner Kraft und Ludwig Strauß kennen, die ihm Mut machen, in der neuen Sprache zu schreiben. So wie er Wort für Wort lernen muß, setzt er als Lyriker „Buchstabe an Buchstabe“, verfaßt Gebilde, die so karg sind wie die neue Landschaft und so reich an biblischen Bildern wie die hebräische Sprache.
Dem Lyriker und Übersetzer wurde jetzt in Bremerhaven der Jea-nette-Schocken-Preis verliehen. „Durch sein Anderssein widersetzt sich das Gedicht dem bestehenden Machtgefüge“, sagt Tuvia Rübner in seiner Dankrede. Der emeritierte Hochschullehrer für vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Haifa zählt zu den wichtigsten „Brückenbauern“ zwischen deutscher und hebräischer Kultur. Auf Deutsch sind seine Gedichte im Rimbaud-Verlag erschienen. hh
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