■ Standbild: Im besten Sinne wie Verona
„Sonst gerne“, Sonntag, 21.45 Uhr, ZDF
„Sonst gerne“ ist zunächst einmal überflüssig. Beziehungsweise auf dieselbe Art überflüssig wie die „Johannes B. Kerner-Show“: albern mit echten Prominenten eben. Darüber hinaus aber ist der neue, 12teilige „Comedy Talk“ (ZDF) die im besten Sinne öffentlich-rechtliche Antwort auf „Veronas Welt“ (RTL) – mit dem Unterschied, daß Verona Feldbusch on screen eine Kunstfigur namens „Verona Feldbusch“ verkörpert, während die „Sonst gerne“-Gastgeberin Melanie off screen „Cordula Stratmann“ im Paß stehen hat. Es ist jene Melanie, die schon 1995 bei tm3 und Anfang dieses Jahres auch im ZDF mit „MannGold“ Dilettantismus und Gesprächspausen in (Klein-)Kunst verwandelte.
Und so sieht auch diese neue sonntägliche – und ausnahmsweise mal nicht kalauernde – ZDF-Comedy aus, als habe da die angeschickerte Ehefrau eines Badezimmerschränkchenfabrikanten von ihrem Gönnergatten (wie dazumal Pia Zadora einen Smash-Hit) eine eigene Talkshow ein- und ausgerichtet bekommen und wegen der Aufregung vor der Sendung einen Piccolo zuviel getrunken: Egal welchen Promi-Mann die Gastgeberin gerade im Studio hat, welche Promi-Frau sie für ein kurzes Einspielfilmchen zu Hause besuchen geht (beides gehört zum Konzept, damit die Zuschauerfrauen was zu lachen haben, während ihre Männer sich bei „Sabine Christiansen“ infotainen) – immer hat diese Melanie Anstand, Distanz und Timing völlig aus den Augen verloren, plappert drauflos, belacht ihre eigenen Fauxpas-Pointen und klatscht mit dem Publikum in die Hände, als hätte sie gerade nicht aufgepaßt, wieso.
In ihrer Auftaktsendung hatte die Unerschütterliche dummerweise nur den Kicker Toni Polster zu Gast, mit dem nicht allzuviel anzufangen war. Das hielt sie aber nicht davon ab, mit ihm über seine Sehschwäche zu plaudern und über den zweiten Vornamen seines Sohnes. Daß der nämlich „Jesus“ ist, fand Melanie „gefährlich“, schließlich sei Jesus ja nur 33 Jahre alt geworden, was aber nur, o Gott, so ein Gedanke gewesen sei ...
„Sonst gerne“ wäre ideal fürs Dritte Programm. Leider hat das ZDF keins. Und selbst beim WDR läuft da ja anderthalb Stunden später schon „Zimmer frei“. Christoph Schultheis
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