Grüne vertagen ihre Suche nach einer EU-Kommissarin

■ Der grüne Bundesvorstand scheitert mit dem Versuch, eine Kandidatin für das zugesagte Amt zu benennen

Berlin/Bonn (taz) – Die Grünen, wer's noch nicht wußte, plädieren für eine „Effizienzrevolution“. Vorstandssprecherin Gunda Röstel meinte damit gestern in Bonn eine geplante grüne Kampagne zur Energiepolitik und hatte das Stromsparen im Sinn. Bei der zentralen parteipolitischen Entscheidung des gestrigen Tages war von der Effizienzrevolution hingegen nichts zu spüren: Anders als offiziell angekündigt, gelang es dem grünen Bundesvorstand nicht, sich auf eine KandidatIn für das Amt des EU-Kommissars in Brüssel zu einigen. Die Entscheidung wird verschoben.

Die politische Energieverschwendung war beträchtlich. Man sei sich bei der „Verständigung zu einer Kandidatin nähergekommen“, war alles, was Röstel gestern nach den ausgiebigen Beratungen verkünden konnte. Am Sonntag hatte es aus ihrem Mund noch geheißen: „Der Bundesvorstand wird am Montag eine Entscheidung für eine Frau treffen.“

Entsprechend hektisch hatten sich die grünen Strippenzieher in den letzten Tagen bemüht, ihre Favoriten zu plazieren. Freunde von Umweltminister Jürgen Trittin ließen, strikt anonym, gleich den Spiegel und die Deutsche Presseagentur wissen, daß er Interesse an dem Posten hat. Von Röstel selbst war die Berliner Ex-Senatorin Michaele Schreyer ins Spiel gebracht worden. Sie gehört allerdings zum Realo-Lager und dürfte auf Widerstand bei der Parteilinken stoßen. Deren Favoritin, NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn, hatte sich selbst bereits als chancenlos bezeichnet. Patrik Schwarz