Beteiligung an der Macht wichtigste Realität –betr.: Sonderparteitag der Grünen am 13. 5. 99

[...] Das Ergebnis des Grünen-Parteitages zeigt: Nicht die „Realos“ im Sinne einer vernünftigen Friedenspolitik haben sich durchgesetzt, sondern diejenigen, die die Beteiligung an der Macht als die wichtigste Realität betrachten. Auf der Grundlage einer sachlichen Analyse von angestrebtem Ziel, eingesetzten Mitteln und dem Ergebnis dieses Einsatzes denken diejenigen realitätsnäh und vernünftig, die einen Stopp der Kriegshandlungen fordern. Fundamental und radikal ist eher das starre Festhalten an Handlungspositionen, die nachgewiesenermaßen nach 53 Tagen Bombardierung vom angestrebten Ziel, der Verhinderung einer humanitären Katastrophe, meilenweit entfernt sind. [...] Gudrun Duda-Heinzke, Nideggen

Der Parteitag hat wieder einmal gezeigt, daß Grün nicht nur für Umwelt, sondern auch für Unreife steht. Und daß es den militanten Pazifisten vor der Menschlichkeit um die kompromißlose Bewahrung ihrer reinen Theorie geht. So wichtig die Vielfalt der Meinungen in einer Partei auch ist, die Fundamentalisten sollten so lange wieder in die außerparlamentarische Opposition gehen, bis sich in ihnen eine gewisse menschliche Reife zur Politikfähigkeit entwickelt hat. Rudolf Kuhr, München

betr.: „Showdon bei den Grünen“, taz vom 14. 5. 99

PazifistInnen, die mit einem Farbbeutel als Wurfgeschoß auf den Kopf zielen, ihre Fäuste fliegen lassen und Mitmenschen von hinten angreifen? DemokratInnen, die nach einer Abstimmungsniederlage beleidigt ihren Austritt erklären? Pfui Teufel! Christian Theile, Neugnadenfeld

Tja, so ist das halt mit den Kollateralschäden – manchmal trifft es einen Autobus, manchmal ein ganzes Dorf und dann wieder ein Trommelfell! Gell! Wolfgang Setzer, Stuttgart

betr.: „Das Buch Joschka“, taz vom 12. 5. 99, „Fischer stellt Strafantrag gegen ,Attentäter'“, taz vom 15./16. 5. 99

Zu den Eigenschaften, die Maxim Biller dem deutschen Außenminister in seinem gleichermaßen erhellenden wie unterhaltsamen Beitrag zuschreibt, kommt nach dem Bielefelder Parteitag noch eine weitere hinzu: Joseph Fischer muß ein sehr nachtragender Mensch sein. Der ehemalige Berufsrevoluzzer, der in seiner Sturm- und Drangzeit auch nicht nur Wattebäuschchen geworfen hat, zerrt einen bösen Buben vor den Kadi, weil er ihm Gewalt in Form einer Farbbeutelattacke auf das Ministerohr angetan hat.

[...] So sind sie, unsere großen Staatsmänner, die sich anmaßen, über Leben und Tod anderer Menschen zu entscheiden. Wenn jemand ihr Recht auf körperliche Unversehrtheit mißachtet, werden sie zu Mimosen. Uwe Tünnermann, Lemgo

Daß die Zeit Billers Kollumne nicht druckte, spricht hier nur für sie! Daß die taz diese anmaßende, völlig unreflektierte, kleinkarierte und billige Nörgelei mit Kritik an Joschka Fischer verwechselt, bleibt hoffentlich ein bedauerlicher Fehlgriff. Heidemarie Ott, Literaturzentrum Hamburg