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OECD: Sorgenkind Deutschland

■ Industrieländerclub sagt weltweit höheres Wirtschaftswachstum voraus – nur für Deutschland wird die Prognose nach unten korrigiert

Paris (rtr/AFP/taz) – Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kurz OECD, verkündet in ihrem gestern vorgestellten Wirtschaftsausblick eine gute und eine schlechte Nachricht. Die Weltwirtschaft habe sich demnach von ihren Krisen erholt, an den Finanzmärkten seien wieder Ruhe und Vertrauen eingekehrt, und daher dürfte die Weltwirtschaft 1999 insgesamt um 2,4 Prozent zulegen. Nicht so positiv schätzt der Industrieländerclub OECD die Lage in Europa ein: In der Euro-Zone nämlich soll sich die Konjunktur abkühlen. Vor allem Deutschland und Italien hätten mit unterdurchschnittlichen Wachstumsraten zu kämpfen.

Die Abkoppelung Deutschlands und Italiens von den übrigen Euro-Ländern führen die OECD-Wirtschaftsexperten auf mehrere Faktoren zurück: Beide Länder seien exportorientiert und gegen Auswirkungen der Krisen in Asien, Rußland und Brasilien anfälliger als andere Staaten. Zweitens habe sich das Geschäftsklima in Deutschland deutlich verschlechtert.

Und drittens „beeinträchtigen die schon seit langem bestehenden regionalen Probleme in Ostdeutschland und Süditalien diese Volkswirtschaften in ihrer Fähigkeit, sich einem Wandel der Gegebenheiten hinreichend schnell anzupassen“. Mit der Stabilisierung der internationalen Lage würden diese Faktoren allerdings teilweise wegfallen. Summa summarum sieht die OECD für Deutschland ein Wachstum von1,7 Prozent in diesem und 2,3 Prozent im nächsten Jahr voraus.

Die schlappe Investitionstätigkeit hierzulande stehe zum Teil mit der geringeren Exporterwartung in Zusammenhang, aber auch mit den Unsicherheiten, die der Politikwechsel in Bonn erzeugt habe, erklärte ein OECD-Mitarbeiter. Der Kosovo-Krieg hingegen habe sich bislang kaum auf die Wirtschaftslage ausgewirkt. Für die weitere Entwicklung sieht die OECD einige positive Signale: anhaltend niedrige Zinsen, eine Steigerung des verfügbaren Einkommens und damit einhergehend eine Belebung der privaten Nachfrage.

Außergewöhnlich gut wird es nach OECD-Einschätzung weiterhin der US-Wirtschaft gehen, die 1999 um 3,6 Prozent zulegen soll. Nächstes Jahr sei es dann Zeit für ein „soft landing“: eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums auf zwei Prozent.

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