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Serbische Armee rückt in Dörfer vor

■ UNHCR: Truppen verschanzen sich in Bauernhöfen vor Nato-Bomben. Nato verstärkt ihre Kampfausrüstung

Die serbischen Einheiten im Kosovo rücken nach Angaben von Flüchtlingen mit jedem neuen Nato-Luftangriff näher an die Zivilbevölkerung heran. Die Armee halte sich mittlerweile vor allem in Dörfern auf und habe ihre Waffen und Panzer in Bauernhöfen versteckt, berichteten Kosovo-Albaner den Mitarbeitern des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR im makedonischen Blace. Während der Angriffswellen der Nato suchten die Truppen Schutz in der Nachbarschaft von Wohngebieten.Wie UNHCR-Sprecher Kris Janowski in Genf mitteilte, überquerten gestern mehr als 1.000 Kosovaren die Grenze bei Blace. Sie seien nicht von serbischen Militärs aufgehalten worden. Noch am Vortag hatten serbische Einheiten die Insassen eines Zuges zur Umkehr gezwungen.

Janowski zufolge hat die jugoslawische Armee am Montag nach einer Intervention der UN 106 Kosovo-Albaner freigelassen, die am Samstag an der Grenze zwischen Montenegro und Albanien abgeführt worden waren. Die Soldaten ließen sie nach eingehenden Verhören wieder frei, nachdem sich unter anderem UN-Hochkommissarin Mary Robinson für sie eingesetzt hatte.

Unterdessen hat die Nato in der Nacht zu Dienstag Angriffe gegen Belgrad, die Instustriestadt Novi Sad und mehrere Städte im Süden Serbiens geflogen. Wie ein AFP-Reporter berichtete, waren kurz vor 3.30 Uhr in Belgrad drei heftige Explosionen zu vernehmen. Die jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug meldete, Ziel sei der Vorort Batajnica im Nordwesten der Hauptstadt gewesen, wo sich ein Militärflughafen befindet. In Südserbien seien beträchtliche Sachschäden bei der Bombardierung der Städte Ni, Vladicin Han, Leskovac und Vranje verursacht worden, berichtete Tanjug weiter. Ob Menschen zu Schaden kamen, war zunächst nicht bekannt.

Erstmals seit Beginn der Nato-Luftangriffe soll morgen eine 15köpfige UN-Delegation in der Kosovo-Hauptstadt Pritina eintreffen. „Wir haben unsere Reiseroute allen Konfliktparteien bekanntgegeben“, sagte Delegationsmitglied Peter Schatzer von der UN-Organisation für Migration (IOM) gestern in Novi Sad. „Wir haben aber nicht ausdrücklich um Sicherheitsgarantien gebeten und diese deshalb auch nicht erhalten.“

Trotz der diplomatischen Bemühungen verstärkt die Nato ihre Kampfausrüstung gegen Jugoslawien. Wie Nato-Sprecher Jamie Shea gestern mitteilte, sollen 18 Kampfflugzeuge des Typs A-10 Warthog bis morgen nach Italien verlegt werden, 72 Kampfflugzeuge des Typs F-15 und F-16 bis Ende des Monats in die Türkei. dpa, AFP, AP

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