30.000 auf dem Weg nach Blace

■ Seit der Wiedereröffnung der Grenze zu Makedonien schwillt der Strom der Flüchtlinge wieder an. Erste Hilfskonvois ins Kosovo

Blace/Genf/Washingon (AP/dpa) – Rund 20.000 bis 30.000 Menschen aus dem Kosovo sind gegenwärtig zum makedonischen Grenzübergang Blace unterwegs. Im Laufe des gestrigen Tages kamen dort nach Angaben des UNHCR 1.300 Menschen an, zusätzlich zu 1.500 Flüchtlingen in der Nacht zuvor. Die meisten Flüchtlinge kamen aus der Kosovo-Hauptstadt Pritina und der Stadt Uroevac. Seit der Wiederöffnung der zuvor etwa zehn Tage geschlossenen Grenze am vergangenen Wochenende trafen in Blace täglich Flüchtlingszüge und -trecks ein.

Die Behörden der albanischen Grenzstadt Kukäs haben gedroht, den Flüchtlingslagern in der Umgebung und den darin untergebrachten etwa 100.000 Menschen das Wasser abzudrehen. Die Hilfsorganisationen müßten endlich damit beginnen, die Flüchtlinge in andere Gebiete zu bringen, forderten die Behörden – ein Vorhaben, dem sich viele der Vertriebenen bislang jedoch widersetzen.

UN-Generalsekretär Kofi Annan besuchte gestern die 14.000 im Flüchtlingslager Brazda untergekommenen Kosovaren, am Abend wollte er den Grenzübergang Blace inspizieren.

Die im Kosovo Verbliebenen – ihre Zahl wird auf mehr als eine halbe Million Menschen geschätzt – müssen weiter auf humanitäre Hilfe warten. „Die Menschen, die in den Bergen und in den Wäldern des Kosovo Zuflucht gesucht haben, sind weiterhin unerreichbar“, teilten Vertreter Griechenlands, Rußlands und der Schweiz am Mittwoch in Athen mit. Die drei Staaten hatten Anfang des Monats vereinbart, gemeinsam Hilfsgüter in die südserbische Provinz zu bringen. Lediglich zwei Konvois hätten die Kosovo-Provinzhauptstadt Pritina am 13. und 18. Mai erreicht. Ein AFP-Reporter berichtete aus Pritina, daß sich dort langsam wieder öffentliches Leben rege. Stromausfälle seien selten, es sei möglich zu telefonieren. Gaststätten seien bis sechs Uhr abends geöffnet. Knapp die Hälfte der 240.000 Einwohner der Stadt seien geflohen.

Durch die Hilfskonvois wurden bislang rund 40 Tonnen Lebensmittel und Medikamente geliefert. „Wir wissen, daß es im Moment nicht möglich ist, alle notleidenden Menschen zu erreichen. Doch die Tatsache, daß wir da sind, ist ein gewaltiger Schritt“, sagte der Schweizer Hilfskoordinator Toni Frisch. Ein dritter Konvoi sollte am Mittwoch nachmittag von Skopje in das Kosovo aufbrechen. Am kommenden Wochenende sollen weitere 14 Lastwagen mit Hilfsgütern aus der Schweiz in Richtung Kosovo fahren.